Wettbewerbe produzieren Neid und Missgunst
Zusammenarbeit gebaut. Man kommt immer mehr zu der Erkenntnis, dass exzellente Leistungen das Ergebnis gut funktionierender Teams sind, in denen Fähigkeiten geteilt, Wissen ausgetauscht, Fertigkeiten zusammengefügt werden. Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Man baut dabei auf Teams mit einem sozialen Klima, in dem die Teammitglieder sich wechselseitig stimulieren, helfen und ermutigen, ihr Bestes zu geben. Bei Stellenbesetzungen ist Teamfähigkeit daher eine der meistgesuchten Qualitäten.“ Dagegen basiert das deutsche Schulsystem zu weiten Teilen auf einem individualisierten Belohnen und Bestrafen. Belohnungen allerdings fördern alles Mögliche, aber nicht Zusammenarbeit und Gemeinsinn. Kinder werden nicht mit der Einstellung des Gegeneinanders geboren, und viele entwickeln diese Einstellung auch später nicht. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.
Vertrauen und Wettbewerb schließen sich aus
Wettbewerbe haben einen gravierenden Einfluss auf die Gemeinschaft. Sie produzieren nur allzu oft Neid und Missgunst. Die Klagen über Ungleichbehandlung oder die Bevorzugung von „Lieblingen“ sprechen eine beredte Sprache. Reinhard K. Sprenger betont: „Sie zerstören eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Menschen und damit die wesentliche Voraussetzung für Lernerfolg und Leistung.“ Belohnung macht Menschen zu Rivalen, bringt sie in ein Wettbewerbsverhältnis, in dem der Erfolg des einen die Niederlage des anderen bedeutet.
Wenn man einen belohnt, bestraft man indirekt alle anderen. Und Wettbewerbe produzieren immer mehr Verlierer als Gewinner. Reinhard K. Sprenger sagt es noch einmal ganz deutlich: „Vertrauen und Wettbewerb schließen sich aus.“ Es ist unmöglich, unter den Bedingungen des Wettbewerbs entspannte und gegenseitig sich fördernde Beziehungen aufzubauen. Kinder, deren Eltern mit Belohnungen motivieren, zeigen sich im Durchschnitt deutlich weniger kooperativ als Kinder, deren Eltern das nicht tun.
Viele Menschen lassen sich in ein System „Jeder gegen Jeden“ einspannen
Jemand, der Kinder erzieht, wird ein Klima schaffen wollen, in dem das Kind sich sicher fühlt und um Hilfe bittet, wenn Probleme auftauchen. Und jeder Erwachsene spürt, dass man sich in einer funktionierenden Freundschaft nur dann wirklich entspannt und aufgehoben fühlt, wenn sie frei von Konkurrenz ist. Reinhard K. Sprenger fügt hinzu: „Am Arbeitsplatz ist es nicht anders: Eine gute Arbeitsbeziehung zeichnet sich dadurch aus, dass Mitarbeiter sich ermutigt fühlen, offen zu sprechen, vertrauensvoll zu kooperieren, auch Fehler zuzugeben.“
Ein schlechter Schüler wird nicht zu einem guten, wenn ihm Geld als Belohnung für bessere Noten versprochen wird. Sanktionen bei schlechter Leistung wie Hausarrest, Fernsehverbot, Taschengeldkürzung, verbessern sicher ebenso wenig die Leistung – und schaffen schon gar nicht eine vertrauensvolle Atmosphäre. Und ein inszenierter Wettbewerb zwischen Geschwistern um das bessere Zeugnis ist nicht einmal unbedingt für den Sieger beglückend. So lassen sich viele Menschen in ein System „Jeder gegen Jeden“ einspannen, lassen es zu, dass Vertrauen, Gemeinsinn und Verantwortung für das Ganze sterben. Quelle: „Die Entscheidung liegt bei dir!“ von Reinhard K. Sprenger
Von Hans Klumbies