Emotionen bestimmen die sozialen Interaktionen im Alltagsleben
Menschen verstehen, was andere fühlen, indem sie aufmerksam ihren Emotionen folgen, die die sozialen Interaktionen im Alltagsleben bestimmen. Eine Person drückt ihre Emotionen aus, indem sie ihre Gesichtsmuskeln zusammenzieht, den Ton wechselt, die Körperhaltung ändert, den Kopf hebt oder senkt, bestimmte Gesten macht oder den Blick und die Berührungen ein wenig variiert. Dacher Keltner ergänzt: „Diese emotionalen Signale dauern gewöhnlich nur ein paar Sekunden, bilden aber die Grundlage dafür, wie sich die Menschen miteinander verbinden. Die Emotionen geben uns Informationen über den Gemütszustand der Menschen, über ihre Absichten und ihre moralische Haltung in der jeweiligen Situation.“ Die eigenen Emotionen lösen bei anderen Menschen ganz bestimmte Reaktionen aus. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.
Empathie stellt auch eine Form von Macht dar
Schließlich dienen die eigenen Emotionen bei sozialen Interaktionen auch als Anreiz. Ein warmes Lächeln, der verbale Ausdruck von Interesse und ein aufmunternder Klaps auf die Schultern sind wirkungsvolle Signale, die den Empfänger dazu motivieren, in einer bestimmten Weise zu handeln. Wenn man sich auf den Ausdruck der anderen einstellt, nimmt man an einer sozialer Interaktion statt, die dem Gemeinwohl dient. Das aufmerksame Wahrnehmen der Emotionen der anderen signalisiert ihnen Respekt und vermeidet Missverständnisse und Konflikte, die Stress erzeugen.
Dacher Keltner erklärt: „Zeigen wir Empathie, nehmen wir genauer wahr, was andere fühlen. Empathie stellt eine Form von Macht dar, die frei dafür macht, mit größerer Ruhe und Flexibilität auf die Gefühle anderer zu reagieren.“ Daneben führt Empathie zu mehr Zusammenarbeit und dazu, dass die Beteiligten über bleibende Macht verfügen. Die sorgfältige Konzentration auf die Emotionen der anderen ist für Menschen jedes Alters und in den verschiedensten sozialen Zusammenhängen wesentlich, um sich dauerhafte Macht zu sichern.
Berührungen sind eine wichtige Grundlage für bleibende Macht
Jemanden zu berühren oder selbst berührt zu werden, ist eine der einfachsten und ältesten Arten und Weisen, wie Menschen andere belohnen: Berührungen sind eine wichtige Grundlage für bleibende Macht. Bei den Menschen sind Berührungen machtvolle, direkte und evolutionär gesehen alte Mittel, um anderen etwas zu geben. Warme, freundliche und anerkennende Berührungen geben dem anderen das Gefühl, geschätzt, geachtet und für gut gehalten zu werden. Berührungen sind demnach ein machtvoller Anreiz im Rahmen der sozialen Interaktionen.
Wie Empathie fördern auch die richtigen Berührungen bei sozialen Interaktionen das Gemeinwohl, indem sie den anderen eine Belohnung bieten und ihren Stress vermindern. Menschen verleihen anderen durch geschickte, oft kaum sichtbare Akte der Großzügigkeit Macht. Die machtverstärkenden Qualitäten von Berührungen beleuchten damit ein umfassendes Prinzip von Macht: Belohnt man andere, bekommt man selbst verlässlich bleibende Macht verliehen. Quelle: „Das Macht-Paradox“ von Dacher Keltner
Von Hans Klumbies