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Gute Gespräche können das Arbeitsklima stark verbessern

Ohne Stress wären wir lebendig tot und wahrscheinlich auch nicht in der Lage, uns längere Zeit am Leben zu halten.“ Schon der Vater der Stressforschung Hans Selye unterschied zwischen Eustress, der dem Menschen gut tut und Dysstress, der sich schädlich auf ein Individuum auswirkt. Laut Erwin Ringel kann alles was Freude macht, dem Menschen kaum schaden. Nur bei großer Übertreibung überfordert er sein vegetatives Ausgleichssystem. Was dagegen dem Menschen Kummer und Erbitterung beschert, wird vom krankmachenden Stress begleitet.

Schulstress kann sehr anregend sein

Erwin Ringel ärgert sich immer wieder, wenn jemand beispielsweise vom krankmachenden Schulstress spricht und erklärt: „Lernen an sich hat noch keinem Menschen geschadet, im Gegenteil, es kann sehr anregend sein.“ Seiner Meinung nach sind es immer wieder die Menschen, die Eustress in Dysstress verwandeln, zum Beispiel ein Lehrer, der zu viel zu rasch erlangt oder die Eltern, die ihr Kind unter Angstdruck setzen.

Auch in Unternehmen und Betrieben gilt für Erwin Ringel der Satz: „Was kränkt, macht krank.“ Eine Kränkung geht immer mit einer Verletzung der Würde eines Menschen einher. Der Mensch ist seiner Meinung im Erfinden demütigender Bedingungen unerschöpflich. Viele Menschen klagen über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Sie fühlen sich als winziger Teil eines großen Räderwerkes n. Die überwältigende Mehrheit der Arbeitstätigen möchte an der Gesamtleistung vom Verstand und Gefühl her beteiligt sein.

Anerkennung und Ermutigung braucht der Mensch wie sein tägliches Brot. Angestellte erhalten nur selten und in viel zu geringem Ausmaß Lob und Bestätigung. Für Erwin Ringel ist der wichtigste Faktor zur Verbesserung des Arbeitsklimas das befreiende Gespräch von Mensch zu Mensch. Er erklärt: „Der Angestellte muss die Möglichkeit haben, sich auszusprechen, was ihn bedrückt, sich von der Seele zu reden. Vorschläge zur Verbesserung der Situation müssen zugelassen werden, ihr Nichtanhören erzeugt ein Gefühl unendlicher Frustrierung.“

Kurzbiographie: Erwin Ringel

Der bekannte Wiener Psychiater und Psychotherapeut Prof. Dr. Erwin Ringel wurde am 27. April 1921 in Temesvár, Rumänien, geboren. Als Suizidforscher baute er 1948 das erste Präventivzentrum für Selbstmordgefährdete in Wien auf. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen: „Der Selbstmord. Abschluss einer krankhaften Entwicklung“, „Selbstmordverhütung“, „Die österreichische Seele“, „Die ersten Jahre entscheiden“, sowie „Selbstschädigung durch Neurose: Psychotherapeutische Wege zur Selbstverwirklichung“. Erwin Ringel starb am 28. Juli 1994 in Bad Kleinkirchheim an Herzversagen.

Von Hans Klumbies

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