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Die Intuition zeichnet sich durch drei Merkmale aus

Die menschliche Intuition wird derzeit vielfach als die Lösung für viele Situationen hervorgehoben. Sie kommt zum Einsatz, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen. Nach dem Motto: Wenn man nur richtig hinspürt und seinem Gefühl folgt, dann weis man genau, was man tun oder lassen muss. Ina Schmidt ergänzt: „Unsere Intuition scheint so etwas zu sein wie ein innerer Kompass. Wir wissen ihn zwar nicht recht zu beeinflussen. Er ist aber irgendwie verlässlicher als die Anstrengungen, die wir mithilfe von Faktensammlungen, Informationen, Gesprächen oder logischen Argumenten unternehmen, um am Ende eine gute Entscheidung treffen zu können.“ Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

Konzentrierte Erfahrungen drücken sich in Emotionen aus

Das eine hat offenbar mit dem anderen zu tun. All das, was ein Mensch an Wissen ansammelt, an Erfahrungen macht und sinnlich erlebt, ergibt so etwas wie eine innere Landkarte. Tiefgreifende Eindrücke hinterlassen sogenannte somatische Marker, wie es der Neurowissenschaftler und Philosoph Antonio Damasio schon Ende der 1990er Jahre herausarbeitete. Diese Marker sind so etwas wie „konzentrierte Erfahrung“. Sie beeinflussen die Art und Weise, wie man denkt, was man für gut und richtig hält und welche Überzeugung man vertritt.

Diese konzentrierte Erfahrung steht aber nicht immer dem menschlichen Bewusstsein zur Verfügung. Sondern sie drückt sich in Gefühlen beziehungsweise Emotionen und körperlichen Signalen aus. Dazu zählen Bauchkribbeln, Frösteln, Ohrensausen, Atemnot, freudige Aufregung, die Palette ist weit. Vielfach fasst man diese körperlichen Signale in Momenten der Entscheidung auch unter der Überschrift „Bauchgefühl“ zusammen. Aber es sind eben deutlich mehr als eine Laune der sinnlichen Eingebungen.

Die Intuition bringt sehr schnell ein Urteil oder Gefühl hervor

Gerd Gigerenzer, der seit 2009 am Max-Plack-Institut für Bildungsforschung in Berlin als Direktor der Abteilung „Adaptives Verhalten und Kognition“ forscht, nennt drei wichtige Kriterien, um das, was ein Mensch erlebt, als Signal der Intuition ausmachen zu können. Er geht davon aus, dass die menschliche Intuition sehr schnell ein Urteil oder auch ein Gefühl hervorbringt. Dessen Ursache kennt man zwar nicht. Es dient aber als sichere Leitlinie für eine Handlung.

Ina Schmidt erläutert: „Diese drei Merkmale – die Schnelligkeit, das Unwissen um den Ursprung und die Tatsache, dass wir unser Handeln an dieser intuitiven Gewissheit ausrichten – zeigen weniger, was Intuition ist, sondern eher, wie sie wirkt.“ Und diese Einsicht ist höchst eigenwillig: Man kennt die Ursache der intuitiven Handlungsweisen nicht, empfindet aber dennoch eine Form von Gewissheit. Diese verpackt man zugegeben gern im Nachhinein in eine Geschichte. Ob darin dann die tatsächlichen Beweggründe vorkommen, bleibt offen. Quelle: „Das Ziel ist im Weg“ von Ina Schmidt

Von Hans Klumbies

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