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Begeisterung beim Lernen schlägt alles

Kinder lernen, weil sie neugierig sind. Allerdings macht das Lernen von Formeln oder Vokabeln selten Spaß. Dabei wird Spaß mit Freude verwechselt. Andreas Salcher weiß: „Anstrengung beim Erlernen einer neuen Fähigkeit ist eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, um bei deren Ausübung Freude empfinden zu können. Diese Freude ist wiederum Antriebsfeder, um die nächste Stufe der Kompetenz zu erklimmen.“ Sonst würde fast niemand die von ständigen Fehlern gekennzeichneten Anfangsphasen beim Erlernen von Tennis, Skifahren oder einer Fremdsprache überwinden. Wer beim Radfahren unsicher wackelt, wird nicht auf den Tretroller zurückgesetzt. Sondern man motiviert ihn, mehr zu üben und sich über den Erfolg zu freuen. Voraussetzung für das Funktionieren jenes Grundprinzips der Eigenmotivation ist das Erkennen, warum eine Anstrengung Sinn macht. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Lernende müssen vom Sinn ihres Tuns überzeugt sein

Man muss die notwendigen Voraussetzungen haben, gut vorbereitet sein und vor allem von der Sinnhaftigkeit seines Tuns überzeugt sein. Das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsene. Ein logisches Prinzip, dass man leider ausgerechnet in vielen Schulen außer Kraft zu setzen versucht. Dabei entsteht viel Leid bei allen Betroffenen. Dabei gäbe es ein einfaches Prinzip: Begeisterung beim Lernen schlägt alles. Man weiß heute ganz genau, nach welchen Prinzipien Kinder idealerweise lernen.

Erstens: „trial and error“, also ausprobieren und Fehler machen. Kinder lernen beispielsweise zu gehen, indem sie sich aufrichten, hinfallen, sich wiederaufrichten, einige Schritte gehen, hinfallen und sich wiederaufrichten. Eltern kämen wohl nie auf die Idee, ihren Kindern, nachdem diese zehnmal hingefallen sind, zu sagen: „Du bist leider zu dumm zum Zweibeiner, du kommst in die Gruppe mit den Vierbeinern.“ In vielen Schulen geschieht aber genau das. Denn dort zählt man die gescheiterten Versuche und nicht die erfolgreichen.

Lehrer sollen bei den Schülern die Neugierde wecken

Zweitens: „Das Voneinander-Lernen“. Eine Erfahrung, die wohl fast alle Schüler gemacht haben, wenn der Beste in Mathematik in der großen Pause etwas erklärte, was einem der Lehrer in einem halben Jahr nicht verständlich machen konnte. Der erklärende Schüler erreicht sogar ein höheres Lernniveau. Denn auf diese Weise wird ihm bewusst, falls er etwas nicht zu hundert Prozent verstanden hat. Andreas Salcher schränkt ein: „Die Anwendung dieses Prinzips funktioniert allerdings nur, wenn einige Schüler tatsächlich schon so weit sind, dass sie anderen etwas vermitteln können.“

Drittens: „Kinder lernen gerne, wenn sie den Sinn für sich erkennen.“ In der Schule bewegen sie sich spielerisch in den sozialen Netzwerken, weil sie sonst schnell den Anschluss an ihre Freunde verlieren. Stehen dagegen im Physikunterricht die technischen Grundlagen all dieser Wundersachen auf dem Lehrplan, langweilen sie sich schnell. Dabei könnte ihre Neugierde geweckt werden, wenn man ihnen einmal erklären würde, welche Zauberdinge in ihrem Smartphone drinnen sind, um damit an ihre Erlebniswelt anzuknüpfen. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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