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Junge Menschen sehen wenig Sinn im Leben

Umfragen zeigen, dass rund ein Drittel der Deutschen keinen tieferen Sinn in ihrem Dasein zu entdecken vermag. Besonders ausgeprägt ist die Ratlosigkeit unter jungen Menschen. Ulrich Schnabel ergänzt: „Fast 50 Prozent von ihnen geben an, ihr Leben nicht als sinnerfüllt zu erfahren. Zugleich sagen sie, die Frage nach dem Sinn sei ihnen weitgehend egal.“ „Existenziell indifferent“ nennt die Psychologin Tatjana Schnell diese Gruppe von Menschen. Kennzeichnend für sie sei das Gefühl, wenig Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Zugleich zeigen sie wenig Leidenschaft und Engagement, sowohl für ihre eigenen Belange wie für die der anderen. „Ihr Leben bleibt mehr auf der Oberfläche“, sagt Tatjana Schnell, „manche wissen gar nicht mehr, was Sinn überhaupt ist.“ Ulrich Schnabel ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT.

In Krisen wird die Frage nach dem Sinn virulent

Die Psychologin von der Universität Innsbruck ist eine der wenigen, die das moderne Sinnempfinden empirisch erforschen. Nur etwa fünf Prozent der Befragten zeigen, den Studien von Tatjana Schnell zufolge, Symptome einer echten Sinnkrise. Dazu zählen Depression, Ängstlichkeit oder Selbstmordgedanken. Den meisten „existenziell Indifferenten“ ist das Thema schlicht und einfach egal. Sie leben mehr oder minder vor sich hin, ohne sich darüber groß einen Kopf zu machen und ohne psychisch unter dem Sinndefizit zu leiden.

Andererseits fehlen ihnen auch die großen positiven Emotionen. Sie fühlen sich in der Regel weniger wohl. Sie sind unzufriedener und tendenziell schlechter gelaunt als Menschen, die ihr Leben als sinnvoll erfahren. Die existenzielle Leerstelle macht sich vor allem bemerkbar, sobald schwere Zeiten kommen. Spätestens wenn man seinen Job verliert, ein Angehöriger stirbt oder sich die Lebensbedingungen grundsätzlich wandeln, wird die Frage nach dem Sinn des Ganzen virulent.

Das Empfinden von Lebenssinn ist gut für die Gesundheit

Wer darauf keine Antwort weiß, verliert leicht jeden Lebensmut. Zudem steigt seine Anfälligkeit für Depressionen. Dies beschrieb Viktor Frankl einst in Extremform für das Überleben im Konzentrationslager: „Wehe dem, der kein Lebensziel mehr vor sich sah, der keinen Lebensinhalt mehr hatte.“ Sinnerfahrungen helfen, sich schneller von Schicksalsschlägen zu erholen. Außerdem dienen sie dazu, im Alltag gelassener zu bleiben und Stress besser zu bewältigen. Viktor Frankl brachte das auf seine berühmte Formel: „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.“

Abgesehen davon erweist sich das Empfinden eines Lebenssinns auch als wichtiger Gesundheitsfaktor. Als zum Beispiel US-Forscher das Leben von mehr als 1.200 Senioren in und um Chicago untersuchten, stellten sie Folgendes fest: „Jene Menschen, die ihrem Dasein Bedeutung zumaßen und noch Ziele hatten, lebten messbar länger als die Pensionäre, denen ihr Leben leer vorkam.“ Weitere Studien zeigen, dass Sinn zu erleben, das Wohlbefinden fördert. Zudem hebt das Empfinden eines Lebenssinns die Laune und kann sogar den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung abmildern. Quelle: „Zuversicht“ von Ulrich Schnabel

Von Hans Klumbies

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