Lachen tötet die Furcht
Der Lachende gibt für einen Augenblick Kontrolle ab. Doch dieser Kontrollverlust weckt positive Emotionen. Er schwächt einen Menschen nicht, sondern stärkt ihn. Ulrich Schnabel weiß: „Solange in einer Gesellschaft noch viel gelacht wird, kann die Angst sie nicht zerstören.“ Deshalb schöpfen karnevalistische Kulturen wie Parodien und Komödien häufig aus der Angst. Sie verspotten, was Befürchtungen weckt, verkehren das Erschreckende ins Groteske. Gerade heute, in der angespannten Weltlage, sei daher eine heitere Haltung angemessen, argumentiert auch der ZEIT-Politikredakteur Gero von Randow: „Das Leben ist eben keineswegs nur dort zum Lachen, wo das Böse abwesend ist, ganz im Gegenteil: Das Böse selbst ist absurd und allemal ein bitteres Auflachen wert.“ Ulrich Schnabel ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT.
Humor erhöht die Resilienz eines Menschen
Religiöse Fanatiker wissen: „Lachen tötet die Furcht, und wenn es keine Furcht gibt, wird es keinen Glauben mehr geben.“ Deshalb gehören Satiriker zu den ersten Opfern repressiver Regime. Nichts fürchten Diktatoren mehr, als lächerlich gemacht zu werden, weil das ihren Machtanspruch und ihr Überlegenheitsgefühl untergräbt. Möglicherweise ist es daher sogar wirksamer, einen Mächtigen lächerlich zu machen, als ihn anderweitig anzugreifen. Doch Humor ist nicht nur eine Waffe gegen die Auswüchse der Macht.
Vor allem schützt der Humor den, der ihn hat. Ulrich Schnabel erklärt: „In schwieriger Lage verschafft der Humor inneren Handlungsspielraum und wirkt gegen das frustrierende Gefühl der Ohnmacht.“ Die Neurologin und Psychiaterin Barbara Wild sagt: „Humor zu haben rettet nicht vor negativen Ereignissen, aber es hilft bei deren Bewältigung.“ Schon der Dichter Jean Paul wusste: „Freiheit schenkt Witz und Witz schenkt Freiheit.“ Tatsächlich geht eine heitere Stimmung mit erhöhter Resilienz einher, also der seelischen Widerstandskraft nach Traumata.
Heiterkeit macht unempfindlicher gegen Schmerzen
Eine wichtige Rolle dabei spielt für die Neurologin Barbara Wild das Phänomen der „kognitiven Distraktion“, sprich: der geistigen Ablenkung. Denn negative Ereignisse führen leicht zu Grübelschleifen – Warum muss das mir passieren? Diese halten noch lange an, auch wenn das Ereignis längst vorbei ist. Um das zu durchbrechen, haben sich humorvolle Stimuli als besonders wirksam erwiesen. Eine Studie des Psychologen Robin Dunbar von der Oxford University wies gar nach, dass Heiterkeit unempfindlicher gegenüber Schmerzen macht.
Vor allem das gemeinsame Lachen mit anderen stellte Robin Dunbar fest, erhöht die Schmerzgrenze von Versuchspersonen. Ein Effekt, den der Forscher auf die Freisetzung von Endorphinen zurückführt, also jenen Hormonen, die sowohl für angenehme Gefühle als auch für die Schmerzverarbeitung wichtig sind. Allerdings schlägt das Therapeutikum Humor längst nicht bei jedem gleich an. Denn neben den vielen unterschiedlichen Arten des Humors gibt es auch – je nach Geschmack des Empfängers – ganz verschiedene Reaktionen darauf. Quelle: „Zuversicht“ von Ulrich Schnabel
Von Hans Klumbies