Drei Stunden im Wald sind extrem gesund
Die Gründe dafür, dass Menschen die Natur als ein empathisches Gegenüber wahrnehmen, sind bei einem Blick zurück nicht schwer zu versehen. Joachim Bauer erklärt: „Was unsere evolutionären Vorfahren der Natur als Sammler – und zu einem späteren Zeitpunkt dann auch als Jäger – entnehmen konnten, wurde ihnen einst frei gegeben.“ Ohne Gegenforderungen zu stellen, gab die Natur jedem Menschen, was er brauchte, um zu überleben. Die Erfahrung, von der Natur ohne Gegenleistung beschenkt zu werden, beschränkte sich nicht nur auf die Vorfahren der heutigen Menschen. Sie widerfährt auch ihnen. Denn es genügt, drei Stunden pro Woche im Wald zu verbringen, um nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die objektive Gesundheit des modernen Menschen messbar zu verbessern. Joachim Bauer ist Arzt, Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Bestsellerautor von Sachbüchern.
Die Menschen verbindet eine empathische Beziehung zur Natur
Es ist eine beglückende Erfahrung, in der Natur ein empathisches Gegenüber zu haben, das den Menschen bedingungslos beschenkt. Menschen, die dieses Glück erfahren, verhalten sich nicht nur gegenüber ihresgleichen, sondern auch gegenüber der Natur empathischer. Sie fühlen sich für die Natur verantwortlich und setzen sich für deren Erhalt ein. Auch dies sind Erkenntnisse, die durch wissenschaftliche Studien gewonnen wurden. Menschen verbindet eine tiefe, wenn auch von vielen nicht eingestandene empathische Beziehung zu ihrer Umwelt.
Beginnend vor rund 12.000 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, erlebte die Menschheitsgeschichte einen Umbruch, wie er tiefer nicht hätte sein können. Der Mensch begann sesshaft zu werden. Joachim Bauer erläutert: „Diese Phase markiert den Beginn menschlicher Zivilisation und trägt den Namen Neolithische Revolution.“ Seinen Ausgang nahm das Geschehen an zwei Ausgangspunkten: zum einen am Oberlauf von Euphrat und Tigris, im sogenannten obermesopotamischen Hochland. Der andere Ausgangspunt war das Jordantal.
Vor rund 12.000 Jahren wurden die Menschen sesshaft
Beide Zonen bilden zusammen, wenn man sie miteinander verbindet, auf der Landkarte einen geografischen Bogen, der als „Fruchtbarer Halbmond“ bezeichnet wird. „Fruchtbar“ war er, weil diese heute klimatisch extrem trockene Zone damals bewaldet und mit wilden Tieren belebt war. Welche Motive Mensch vor rund 12.000 Jahren veranlasst haben könnte, erstmals den Versuch zu wagen, an einem festen Platz über Generationen hinweg zusammenzuleben, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Fest steht, dass eine Betrachtung der Sesshaftwerdung des Menschen fundamentale Aspekte ins Auge fassen muss. Ein Aspekt betrifft den Zusammenhang der Sesshaftwerdung mit dem Beginn der Bewirtschaftung der Natur. Nämlich in Form von landwirtschaftlichem Anbau, Viehhaltung und der Herstellung von Produkten aus Stein, Holz, Fellen, pflanzlichen Fasern, Perlen und Edelsteinen. Der zweite Aspekt betrifft tiefgreifende und folgenschwere Veränderungen des sozialen Zusammenlebens. Der dritte Gesichtspunkt hat mit einem fundamentalen Wandel der mentalen Einstellung des Menschen gegenüber sich und er Welt zu tun. Quelle: „Fühlen, was die Welt fühlt“ von Joachim Bauer
Von Hans Klumbies