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Der Botenstoff Dopamin sorgt für Motivation

Viele Menschen wollen etwas bewirken, aktiv und eigenständig selbst etwas schaffen. Hans-Otto Thomashoff erklärt: „Auch dieses Grundbedürfnis verdanken wir der Arbeitsweise unseres Gehirns, und zwar seinen Motivations- und Belohnungssystem. Dieses neurobiologische System setzt spezielle Botenstoffe frei, die und dazu antreiben, eigenständig ein Ziel zu erreichen.“ Wohlgemerkt eigenständig, also aus eigener Kraft. Dazu zündet es in zwei Stufen. Am Anfang steht zur Motivation der Botenstoff Dopamin, der die Neugier und Aufmerksamkeit eines Menschen weckt und ihn anstachelt, ein angestrebtes Ziel zu erreichen. Dabei ist es völlig unerheblich, um was für ein Ziel es sich handelt – ein leckeres Stück Kuchen, ein neues Handy, ein Marathonlauf, ein Wahlsieg, Sex, Alkohol, Kokain. Hans-Otto Thomashoff ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse in eigener Praxis in Wien.

Endorphine verursachen ein Hochgefühl

Wenig überraschend ist, dass das Dopamin-System auch verantwortlich für die meisten Süchte ist. Denn Suchtmittel verschaffen einem Menschen das Gefühl des beflügelnden Kicks auf der Suche nach Erfolg. Erreicht man ein angestrebtes Ziel, belohnt einen die zweite Stufe, das Belohnungssystem, mit einem natürlichen Cocktail der besonderen Art. Endorphine und körpereigenes Morphium verschaffen beim Erfolgreichen ein Hochgefühl und wohlige verdiente Entspannung.

Die Macht des Dopamins, die Motivation, ja der regelrechte Drang, eigenständig etwas zu bewirken, ist im Gehirn eines Menschen früher und stärker angelegt als sein Streben nach Genuss. Hans-Otto Thomashoff erläutert: „Das haben Versuche an Säuglingen bewiesen, die schon ganz früh damit beginnen, selbst etwas schaffen zu wollen.“ Gleich zweifach wurde diese psychische Kraft in der Psychologie entdeckt und deshalb mit zwei verschiedenen Namen versehen, die allerdings beide dasselbe bedeuten. Der Begriff „Wirkmächtigkeit“ stammt von dem britischen Psychoanalytiker Donald Winnicott aus den Vierzigerjahren.

Der Kapitalismus ist auf das Motivationssystem abgestimmt

Der Ausdruck „Selbstwirksamkeit“ hingegen geht auf den kanadischen Psychologen Albert Bandura in den Siebzigern zurück. Lebenspraktisch hat Wirkmächtigkeit oder Selbstwirksamkeit zur Folge, dass es eben beglückender und berauschender ist, eine Goldmedaille zu gewinnen, als sie einfach geschenkt zu bekommen. Eine Konsequenz für die politische Praxis daraus liegt auf der Hand: Den eigenen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten ist aus Sicht des hirneigenen Belohnungssystem erfüllender als eine staatliche Grundsicherung ohne jede Gegenleistung.

Hans-Otto Thomashoff stellt fest: „Auf welcher Spielwiese jeder von uns sein Streben nach Erfolg austobt, entscheiden unsere Vorbilder, unser kulturelles Umfeld und oft auch der Zufall.“ Wobei es bei allem Streben eine entscheidende Gemeinsamkeit gibt: Vielen Menschen ist es lieber, dass sie scheitern, als wenn sie es gar nicht erst versucht hätten. Das kapitalistische Wirtschaftssystem, auf dem die soziale Markwirtschaft aufgebaut ist, ist ganz auf das schnelle Motivationssystem abgestimmt. Denn es reitet auf der Welle des Dopamins von mehr zu immer noch mehr. Quelle: „Mehr Hirn in die Politik“ von Hans-Otto Thomashoff

Von Hans Klumbies

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