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Jedes Erlebnis kann lebensverändern sein

Michaela Brohm-Badry hat Menschen getroffen, die getan haben, was sie schon lange tun wollten. Sie haben gefunden, was sie begeistert, und sie erzählen davon voller Lebensfreude. Menschen, die aufbrechen und leben. Sie sind so wie viele andere Menschen, nur ein ganz klein bisschen anders vielleicht. Michaela Brohm-Badry erklärt: „Etwas zu erforschen heißt, sich lange Zeit zu vertiefen, um die eine Forschungsfrage beantworten zu können. […] Was brauchen wir, um mitten im Leben aufzubrechen und inneren Impulsen zu folgen? Und weiter noch: Woher kommt dieser Impuls zum Aufbrechen, und wie kann der Weg gelingen?“ Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry ist Professorin für Lernforschung. Sie war langjährige Dekanin des Fachbereichs Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Philosophie und Psychologie an der Universität Trier.

Neugierige Menschen interessieren sich für ihre Umwelt

Dem US-amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson wird folgender Ausspruch zugeschrieben: „Folge nicht dem Weg, wohin er auch führt – sondern gehe dorthin, wo es keinen Weg gibt, und hinterlasse einen Pfad.“ Jede Forschung beginnt mit einem Anstoß. Irgendein Phänomen, das man nicht erklären kann, eine Informationslücke, Widersprüche, etwas, das man herausfinden muss, wissen will. Also schlicht: Neugier. Deshalb sind viele Forscher ziemlich neugierig. Neugierige Menschen haben ein hohes Interesse an neuen Erfahrungen und ihrer Umwelt.

Sie interessieren sich für viele Bereiche und mögen abwechslungsreiche Situationen – lieben den hohen Herausforderungscharakter dieser. Heute ist Michaela Brohm-Badry Forscherin und so formalisierte sich ihre Neugier, doch das Abenteuer blieb. Es verändert einen Menschen, wenn er sich und seine Umwelt erkundet. A life-chancing act sozusagen. All das, was man erlebt und erfährt, kann lebensverändernd sein. Und das gilt auch für kognitive Erlebnisse. So sind beispielsweise Menschen, die zu Hause viele Bücher haben, offener für Erfahrungen als Menschen aus Haushalten mit nur wenigen oder keinen Büchern.

Menschen werden mit dem Alter verträglicher

Auch tiefer Wandel in der Persönlichkeit ist inzwischen gut belegt. So werden Menschen mit dem Alter verträglicher – nicht alle, aber die meisten. Auch die emotionale Stabilität nimmt zu, was besonders tröstlich ist. Michaela Brohm-Badry weiß: „Wir haben dann also weniger Angst, weniger Depressionen, weniger Wut und sind weniger empfindlich. Das macht uns im Alter freier. Neugier führt zu Wissen und Wissen verändert uns.“ Die Forschung beginnt zunächst mit assoziativen Suchen nach Vorwissen, Fragen, Erkenntnissen zum Thema.

Viele Menschen müssen sich eingestehen, dass ihre Versuche, sich an die immer schnellen rotierenden Verhältnisse anzupassen, vergeblich waren. Fast wie in dem Lied von Manfred Man „Blinded by the light“ rennen sie wie wahnsinnig, geblendet durch die Nacht. Sie werden nie so schnell so perfekt, so entfremdet, so selbstoptimiert sein, dass sie genügen. Die Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Und diese Erkenntnis hat etwas ungeheuer Befreiendes, lässt sie doch den ganzen Druck skrupellos zurück. Vielleicht kommt jetzt die Zeit des freien Durchatmens. Quelle: „Aufbrechen“ von Michaela Brohm-Badry

Von Hans Klumbies

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