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Abenteuer versprechen Funken zu versprühen

Handeln bedeutet, sich in die Welt hinauszuwagen, ohne genau zu wissen, wie dieses Abenteuer sich gestalten wird, und ohne absehen zu können, welche Folgen die Begegnung zwischen dem Handeln eines Menschen und der Welt haben wird. Charles Pépin fügt hinzu: „Doch dieses Abenteuer verspricht Funken zu versprühen, umso mehr, als wir reich sind an Innenleben und in der Verborgenheit unserer Häuser und Zimmer den Garten unserer Innerlichkeit zu pflegen gewusst haben.“ Dem Innenleben neue Nahrung geben und sich dann in die Welt wagen, in sich gehen und dann wieder hinausgehen, diese Haltung gleicht einem Pas de deux und begünstigt Begegnungen weit mehr als die hartnäckige Bemühung, mit anderen in Kontakt zu kommen. Charles Pépin ist Schriftsteller und unterrichtet Philosophie. Seine Bücher wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Die Begegnung mit anderen stärkt das Selbstbewusstsein

Charles Pépin hat, mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel, die Notwendigkeit der Begegnung mit anderen für die Entstehung von Selbstbewusstsein aufgezeigt, und dass sich Menschen durch die Berührung mit ihnen verändern. Hegels berühmte Dialektik hat geholfen zu begreifen, dass eine Idee des Widerspruchs bedarf, um in ihrer Unterschiedlichkeit vollends offenbar zu werden, dass ein Individuum die Erfahrung des Anderssein machen muss, um seine Einzigartigkeit zu erfassen.

Charles Pépin erklärt: „Wenn wir handeln, begeben wir uns in die Außenwelt. Dabei wenden wir uns nicht von unserer Innerlichkeit ab, sondern streben im Gegenteil danach, ihr gegenständliches Dasein zu verleihen.“ Das Hinausgehen ermöglicht, dass sich in einem Menschen Anbahnende wirksam werden zu lassen, Anerkennung für die Dinge zu bekommen, die dieser Person wichtig sind: Gefühle, die sie durchfluten, Vorlieben, die sie beseelen, Werte, die sie in sich trägt.

Früher oder später müssen Menschen hinausgehen

Wie soll man diese Anerkennung bekommen, ohne jemandem zu begegnen? Unmöglich. Bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel muss sogar der „absolute Geist“ seine Heimstatt verlassen und aktiv werden, um zu wissen, dass er Gott ist. Charles Pépin ergänzt: „In dem subjektiven Gefühl, das er von seinem Wert hat, ist Gott „bei sich“, aber das reicht ihm nicht. Für den Gott Hegels gilt wie für uns Menschen: Allein das Anderssein erlaubt uns zu wissen, welchen Wert wir haben, wer wir wirklich sind.“

Früher oder später müssen Menschen also hinausgehen. Dieses Hinausgehen kann in einem ersten Schritt auch metaphorisch verstanden werden im Sinne von „aus sich herausgehen“. Charles Pépin erläutert: „Hinausgehen ist vor allem ein Aus-sich-Herausgehen: Wir lassen den beunruhigenden Alltag hinter uns, verlassen die Komfortzone, setzen uns in Bewegung, um Dinge zu bewegen. Die Lockdowns, die wir in letzter Zeit durchmachen mussten, haben uns gezwungen, unsere Beziehungen neu zu denken.“ Quelle: „Kleine Philosophie der Begegnung“ von Charles Pépin

Von Hans Klumbies

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