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Ein Leben ohne Probleme kann es nicht geben

Wie schön wäre es, wenn die Welt endlich zu einem Paradies für alle Menschen würde. Oder das Himmelreich auf Erden endlich anbräche. In dieser so sehnsüchtig erträumten Welt soll es kein Unglück, keine Probleme, keine Krankheiten und stattdessen alles, was das Herz begehrt, im Überfluss geben. Gerald Hüther weiß: „Aber auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen: Ein Leben ohne Probleme, ohne immer wieder auftretende und unser Gehirn durcheinanderbringende Inkohärenzen kann und wird es nicht geben, solange wir noch am Leben sind.“ Nicht dass es so bleibt, wie es einmal geworden ist, sondern dass es ständig aufs Neue durcheinanderkommt, sich neu ordnen muss und daher herausfindet, wie es sich selbst verändern, sich an neue Gegebenheiten anpassen kann, zeichnet das Leben als Ganzes und jedes lebendige Wesen als einzigartigen Teil davon aus. Gerald Hüther ist Neurobiologe und Verfasser zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen.

Das größte krankmachende Problem ist die Angst

Was Menschen daran hindert, gesund zu bleiben, ist nicht das Wind und das Wetter oder ein schlechter Standort. Gerald Hüther erklärt: „Unser größtes krankmachendes Problem ist die Angst, von anderen abgelehnt, nicht gesehen, nicht gemocht zu werden. Das macht uns schwer zu schaffen, und deshalb versuchen wir auch alle, uns selbst so lange zu verbiegen und unsere eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, bis diese Angst einigermaßen weg ist.“ Dabei bilden Menschen dann jeweils eigene Vorstellungen davon heraus, worauf es im Leben ankommt.

Oft übernehmen Menschen diese Vorstellungen einfach nur von anderen, von wichtigen Bezugspersonen und machen sie sich zu eigen. Gerald Hüther warnt: „Auch wenn wir es anfangs noch gar nicht bemerken, sind diese Vorstellungen nicht immer gut für uns. Oft passen sie nicht zu dem, was wir brauchen, um glücklich und gesund zu bleiben.“ Sie erzeugen im Gehirn Inkohärenzen, die sich auch durch größte Anstrengungen nicht vollständig und vor allem dauerhaft unterdrücken lassen.

Ein inkohärenter Zustand im Gehirn löst Angst aus

So kommen auch die für die Körperregulation verantwortlichen Bereiche im Gehirn immer wieder durcheinander, die Selbstheilungskräfte funktionieren dadurch nicht mehr hinreichend gut, und Menschen werden deshalb über kurz oder lang krank. Gerald Hüther rät: „Um diese Selbstheilungskräfte wieder zu stärken, müssten wir lernen, etwas besser zu verstehen, was uns Angst macht. Vielleicht gelingt es uns dann, diese Ängste anzunehmen, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und uns womöglich auch von der einen oder anderen krankmachenden Vorstellung liebevoll zu verabschieden.“

Angst ist ein Gefühl, das immer dann entsteht, wenn sich im Gehirn ein inkohärenter Zustand so stark auszubreiten beginnt, dass davon auf ältere und tiefer im Hirn liegende, für die Regulation körperlicher Funktionen zuständige Bereiche erfasst werden. Gerald Hüther erläutert: „Das ist keine einfache Reiz-Antwort-Reaktion, sondern ein Prozess, und der braucht Zeit. Er beginnt mit einer leichten Irritation.“ Diese geht dann in ein Gefühl der Verunsicherung über, woraus das Empfinden von Hilflosigkeit und Ohnmacht erwächst. Quelle: „Lieblosigkeit macht krank“ von Gerald Hüther

Von Hans Klumbies

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