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Der Ruf der Generation Z ist schlecht

Immer wieder wird behauptet, die Angehörigen der Generation Z können nicht richtig arbeiten, denn Bewerber werden immer dümmer, fauler und haben weniger Durchhaltevermögen. Schimpfen auf die aktuellen Nachwuchskräfte gab es schon immer, aber mittlerweile hat es eine Dimension angenommen, die Rüdiger Maas bewegt hat, das Buch „Generation arbeitsunfähig“ zu schreiben. Es ist großartig, wenn Mitarbeitende stolz sind auf das, was entweder sie, die Kollegen, die Unternehmensleitung oder andere Akteure im Unternehmen geschafft haben. Für die Jungen ist das alles aber oft sehr schwer nachzuempfinden, da es sehr wenig Räume in ihrer Lebenswirklichkeit gab, die sie erst erschaffen mussten. Rüdiger Maas studierte in Deutschland und Japan Psychologie. Er ist Gründer eines Instituts für Generationenforschung. Zuletzt erschien sein Bestseller „Generation lebensunfähig“.

Das menschliche Gedächtnis ist extrem flexibel

Rüdiger Maas stellt fest: „Wenn Angehörige der Generation Z über Boomer schimpfen, blenden sie oft aus, dass die Zeit, die sie heute vorfinden, anders ist als die der jugendlichen Boomer; somit folgt oft ein kontrafaktischer Vorwurf.“ Wenn Boomer über die Generation Z schimpfen, wie schlecht es heute sei und wie gut es früher war, sprechen sie in der Regel über vermeintliche Erinnerung, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit so gar nicht abgespielt hat.

Wenn Menschen von früher schwärmen, beschreiben sie in der Regel ein Fantasiekonstrukt mit nur bedingt tatsächlich so erlebten Anteilen. Rüdiger Maas erklärt: „Unser Gedächtnis ist flexibler, als die meisten Menschen glauben. Das sogenannte autobiografische Gedächtnis, das wichtige Erinnerungen abspeichert, speichert nicht jeden Tag minutiös genau ab, wie wir den Moment der Abspeicherung objektiv aus allen Perspektiven erlebt haben.“ Zudem ändert sich der abgespeicherte Inhalt mit jedem neuen, der dazukommt.

Menschen speichern Dinge je nach Lebensalter anders ab

Und erleben Menschen immer das Gleiche, fasst ihr Gehirn gerne mal zusammen. Alles in einen Ordner und ab in den kognitiven Speicherschrank. Rüdiger Maas fügt hinzu: „Auch die Emotionen, die wir rückblickend mit einem bestimmten Ereignis verbinden, können sich ändern, was den Inhalt des scheinbar Erlebten gravierend beeinflussen kann.“ Neben emotionalen Veränderungen speichern Menschen Dinge je nach Lebensalter anders ab. Theoretisch können sie sich zum Beispiel gar nicht an die Zeit vor dem dritten Lebensjahr, der Phase der „infantilen Amnesie“, erinnern.

Meinen Menschen jedoch, sich daran erinnern zu können, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um „Fabulierungen“. Rüdiger Maas erläutert: „Viele Teile unserer Erinnerung sind oft nur fragmentiert verfügbar, Erinnerungslücken werden dann gerne mit neuen, oft auch anderen Inhalten geschlossen. Das macht es für uns greifbarer.“ Dieser Mechanismus geschieht in vielen Bereichen zu großen Teilen unbewusst, in Experimenten konnte man dieses Phänomen gut belegen. Quelle: „Generation arbeitsunfähig“ von Rüdiger Maas

Von Hans Klumbies

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