Angst braucht als Emotion immer die Zukunft
Eine äußerst effektive Maßnahme der Manipulation besteht in der einfachen Aufstellung einer Behauptung. Thorsten Havener fügt hinzu: „Einen der spannendsten Aspekte dieser Methode beinhaltet die sogenannte „selbsterfüllende Prophezeiung“. Paul Watzlawick, der Kärtner Godfather of Communication, definiert in seinem Beitrag „Selbsterfüllende Prophezeiungen“ folgendermaßen: „Eine sich selbsterfüllende Prophezeiung ist eine Annahme oder Voraussage, die rein aus der Tatsache heraus, dass sie gemacht wurde, das angenommene, erwartete oder vorhergesagte Ereignis zur Wirklichkeit werden lässt und so ihre eigene „Richtigkeit“ bestätigt.“ Das Bemerkenswerte an der selbsterfüllenden Prophezeiung ist, dass das klassische Ursache-Wirkung-Denken hier versagt. Es wird umgedreht. Allein die Behauptung sorgt dafür, dass ein zukünftiges – noch nicht eigetretenes – Ereignis einen Effekt in der Gegenwart hat, in der das vorhergesagte Ereignis eintritt. Thorsten Havener ist Deutschlands bekanntester Mentalist.
Die selbsterfüllende Prophezeiung ist praktisch eine Suggestion
Nicht selten hat das mit Angst zu tun. Thorsten Havener erklärt: „Angst braucht als Emotion immer die Zukunft, sonst kann sie nicht wirken. In vielen Fällen sorgt die Angst vor einem bestimmten Ereignis dafür, dass wir versuchen, das Ereignis zu vermeiden.“ Die Strategien zur Vermeidung sorgen dann erst dafür, dass das Ereignis eintritt. Die selbsterfüllende Prophezeiung in Verbindung mit Angst ist daher ein sehr bewährtes und heftiges Mittel der Manipulation.
Sie ist praktisch eine Suggestion, die in vielen Fällen ohne häufige Wiederholung wirkt. Die Mechanismen sind dieselben: richtiges Timing, Wiederholung – die es in vielen Fällen gar nicht braucht – und Präsentation. Thorsten Havener erläutert: „Wie auch bei der Suggestion ist die selbsterfüllende Prophezeiung in dem Moment, in dem sie aufgestellt wird, noch gar nicht eingetreten. Sie ist zum Zeitpunkt der Behauptung noch nicht wahr – sie erschafft sich selbst.“
Bei einem Streit schaffen beide oft ihre eigene Realität
Das öffnet natürlich gerade in zwischenmenschlichen Konflikten einer Verschlimmerung Tür und Tor. Ein weiteres treffendes Beispiel stammt von Paul Watzlawick: Angenommen ein Paar streitet und die Frau sagt zum Mann: „Du nimmst ja nie am Familienleben teil.“ Darauf sagt der Mann: „Ja, weil du immer nur an mir rumnörgelst.“ Jetzt geht der Teufelskreis los. Der Mann zieht sich zurück, weil die Frau angeblich nörgelt. Aus der Perspektive der Frau ist das aber eine völlig falsche Begründung.
Nicht das Nörgeln ist der Anfang des Kreislaufs, nein, sie beschwert sich, weil er sich immer zurückzieht. Thorsten Havener stellt fest: „Beide schreiben ihrem Verhalten einen anderen Grund zu. Sie sagt, er zieht sich zurück, und deshalb beschwert sie sich. Er sagt, sie beschwert sich immer, und deshalb zieht er sich zurück.“ Beide haben ihr eigene Realität der Ereignisse geschaffen. Und damit eine selbsterfüllende Prophezeiung. Denn die Reaktion auf das Verhalten des anderen wird als genau das betrachtet: als Reaktion. Quelle: „Mach doch, was ich will“ von Thorsten Havener
Von Hans Klumbies