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Burn-Out – Pausenloser Druck führt zu Erschöpfungskrankheiten

Das Berufs- und Privatleben vieler Menschen ist randvoll gefüllt, weswegen sie ihr Pensum nur knapp bewältigen können. Sobald etwas Unerwartetes in das fein austarierte System von Verpflichtungen und Aufgaben kommt, gerät es schnell außer Kontrolle. Ulrich Hemmeter, Chefarzt der Psychiatrischen Dienste St. Gallen, erklärt: „Meistens sind es Veränderungen im Beruf oder Familie, welches das Gleichgewicht in Schieflage bringen.“ Der Stress hat seiner Meinung nach aber auch seine guten Seiten. Denn er sorgt dafür, dass der Mensch in einen angeregten Zustand versetzt wird, ohne den er nichts leisten würde. Ulrich Hemmeter ergänzt: „Der gute Stress hat Auswirkungen auf unsere Biochemie.“ Wird die Belastung allerdings zu groß und der Stress zum Dauerzustand, dann fährt der Körper nicht mehr in den Ruhezustand zurück – die Werte der Stresshormone bleiben dauerhaft zu hoch.

Burn-out-Patienten sind schwerkranke Menschen

Der Mensch steht dann pausenlos unter Strom und kommt nicht mehr zur Ruhe. Die Folgen sind dramatisch. Man kann nicht mehr abschalten und fühlt sich den Anforderungen des nächsten Tages nicht mehr gewachsen. Irgendwann ziehen Hausarzt, ein Psychotherapeut oder die Familie die Reißleine: Einweisung in eine Klinik. Ulrich Hemmeter betont: „Menschen, die ein Burn-out haben, sind schwerkranke Leute. Sie gehören ins Spital.“ In der Schweiz gibt es ein Dutzend Kliniken, die sich auf die Behandlung von Patienten mit Burn-out und Stress spezialisiert haben.

Allen diesen Spitälern ist gemeinsam, dass sie eher den Charakter von Wellnesshotels statt von Kliniken haben. Doch der Eindruck der Spa-Atmosphäre täuscht. Hier werden Patienten mit den Mitteln der medizinischen Heilkunst wieder auf die Beine gebracht. Die meisten der Schweizer Burn-out-Kliniken sind auf einer Spitalliste, sodass je nach Versicherung die Krankenkasse für die Behandlung aufkommt. Dr. Sven Sauter, Chefarzt der Clinica Holistica in Susch GR., erklärt: „Die Dauer der Behandlung hängt vom Einzelfall ab.“

Die Hälfte der Burn-out-Patienten hat eine Depression

Dr. Sven Sauter fügt hinzu: „Mit einem Aufenthalt von bis zu sechs Wochen muss man ohne weiteres rechnen.“ Die Fachklinik Clinica Holistica setzt bei der Behandlung auf einen ganzheitlichen Ansatz. Nach der Einweisung geht es darum, dass die Patienten zunächst wieder zur Ruhe und zu Kräften kommen. Dr. Sven Sauter erklärt: „Entscheidend ist, dass sie sich erst einmal ausschlafen können. Menschen, die in ein Burn-out hineingeraten sind, leiden immer unter Schlafstörungen. Sie können schlecht einschlafen und wachen immer wieder auf, weil sie Sorgen und Belastungen des Alltags bis in die Nacht hinein verfolgen.“

Wer in der Nacht nicht schläft, ist am Tag erschöpft. Die Leistungsfähigkeit sinkt und die Sorgen wachsen ins Unermessliche. Dr. Sven Sauter sagt: „Das ist eine Spirale, die zur totalen Erschöpfung führt.“ In den Fachkliniken versucht man deshalb zunächst, die Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. Ohne Schlafmittel geht es kaum, die Erschöpfungsspirale zu durchbrechen. Ungefähr die Hälfte der Burn-out-Patienten wird mit einer Depression in die Klinik eingewiesen. Das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit hat sie fest im Griff. Quelle: Bilanz

Von Hans Klumbies

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