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Autorität gründet auf nichts als Gewohnheit

Ein strenger, aber gerechter Supervater ist ein Produkt der menschlichen Phantasie. Er dient als Gegenentwurf zur stets enttäuschenden Wirklichkeit. Die Qualitäten der Väter wachsen insbesondere nach ihrem Tod. Nach und nach vergisst man ihre üblen Angewohnheiten und überhöht ihre positiven Charakterzüge. Paul Verhaeghe ergänzt: „So werden sie letztlich zu Figuren, die sie in Wirklichkeit niemals waren.“ Daher heißt es nicht umsonst im Volksmund, dass man über die Toten nur Gutes sagen sollte. Ein Held muss vor allem eines sein: tot, das trägt gewaltig zur Idealisierung bei. Am auffälligsten an diesem…

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Die „neue“ Autorität wird sich aus einer Gruppe speisen

Die traditionelle patriarchale Autorität ist so gut wie verschwunden, und damit auch die aus ihr folgende freiwillige Unterwerfung unter bestimmte Konventionen. Die fieberhafte Suche nach Ersatz ist bereits in vollem Gange, meist werden zwei radikal verschiedene Antworten angeboten. Die erste Antwort ist der verzweifelte Versuch, zur früheren Autorität zurückzukehren. Das muss scheitern, weil ihre Grundlage verschwunden ist. Paul Verhaeghe erklärt: „In verschiedenen Bereichen herrscht zunehmend Macht ohne Autorität, die Unterwerfung daher erzwingen muss, beispielsweise in Wirtschaft, Politik, Schule und sogar im Gesundheitswesen.“ Die panische Konzentration auf den Terrorismus von Muslimen…

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Der Begriff „Familie“ ist out

Paul Verhaeghe setzt den Begriff „Familie“ in Anführungszeichen, um damit zu zeigen, dass dieses Wort kaum noch seine traditionelle Bedeutung besitzt. In der Vergangenheit offenbarte der Blick auf die Familie häufig einen leicht gelangweilten Vater, eine stolze Mutter und einige Kinder. Heute ist die traditionelle Familie im Aussterben begriffen. Patchwork-Familien aller Art und Alleinerziehende dominieren das Geschehen. Außerdem ist die Scheidungsrate extrem hoch und man schließt immer weniger Ehen. Das hat verschiedene Gründe, die zu einem großen Teil mit dem Schwinden des Patriarchats und der dazugehörigen verpflichtenden Erwartungen zu tun…

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Autorität funktioniert auf freiwilliger Unterwerfung

Autorität funktioniert aufgrund einer verinnerlichten Norm, daher auch die freiwillige Unterwerfung. Betrachtet eine Gruppe dieselbe Instanz als Autorität, herrscht innerhalb dieser Gruppe großes Vertrauen. Wenn Autorität wegfällt, kommt Misstrauen auf, und es breitet sich rasant eine krankhafte Regulierungswut aus. Paul Verhaeghe ergänzt: „Macht funktioniert über externe Kontrolle und Zwang, doch der ruft sofort Widerstand und Rebellion hervor. Jede Konfrontation mit Macht legt den Grundstein für eine weitere Konfrontation, es entsteht eine Aufwärtsspirale.“ Kontrollmechanismen und Zwangsmaßregeln müssen immer weiter ausgeweitet werden, denn das Ziel ist die totale Beherrschbarkeit. Das Ergebnis ist…

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Autorität hat wenig oder überhaupt nichts mit Gewalt zu tun

Autorität basiert auf Ungleichheit und bewirkt, dass jemand eine selbstverständliche Macht über eine andere Person ausübt, die sich ihr mehr oder weniger freiwillig unterwirft. Autorität hat daher wenig oder überhaupt nichts mit Gewalt zu tun, denn die Unterwerfung geschieht auf freiwilliger Basis. Das Entscheidende steckt für Paul Verhaeghe in der „Selbstverständlichkeit“ dieser Unterwerfung. Autorität funktioniert wie Befehlsgewalt oder militärisches Kommando, das einem von außen übertragen wird: Autorität besitzt, wer das Sagen hat. Das Kommando kann man bekommen, ausüben, verlieren, abgeben – der Ursprung der Autorität liegt also außerhalb der Person…

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Eltern müssen nicht immer und überall für ihre Kinder da sein

Eltern haben Macht und sorgen als Bezugspersonen für Sicherheit. In der Psychologie geht es häufig um die mehr oder weniger sichere Bindung von Kindern. Diese ist laut Paul Verhaeghe in der Tat von höchster Bedeutung: „Es handelt sich dabei im Wesentlichen um das Verhältnis zwischen Bezugsperson und Baby bis ins Vorschulalter. Wie sicher die Bindung eines Kindes ist, lässt sich paradoxerweise buchstäblich daran messen, wie gut es die Bezugsperson loslassen kann.“ Der Psychoanalytiker fügt hinzu: „Den Erfolg unserer Erziehung können wir daran messen, wie unsere Kinder sich von uns lösen…

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