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In der Liebe herrscht oft ziemliches Chaos

Für Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim was das „ganz normale Chaos der Liebe“ eine Quelle positiver Sozialität. Das heißt, eine Quelle der Improvisation und der produktiven Relationalität. Eva Illouz dagegen sieht das Chaos als eine Quelle negativer Sozialität, eine Neuordnung und Bildung der Handhabung von Beziehungen durch Ungewissheit. Vor dem Hintergrund dieser Diagnose muss man auch das persönliche Verständnis von Kultur überdenken. Eva Illouz stellt fest: „In der traditionellen Anthropologie und Soziologie formt die Kultur soziale Bindungen durch Rollen, Normen, Rituale und soziale Drehbücher. Mithin durch positive Gebote der Zugehörigkeit,…

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Negative Bindungen sind meist regellos

„Negative Bindungen“ sind negativ in den folgenden zwei Bedeutungen. Sie verweisen auf ein abwesendes Objekt, das man aufgrund der Unbestimmtheit der Situation nicht zu fassen bekommt. Oder sie bringen zum Vorschein, dass mit einer bestehenden Beziehung etwas nicht stimmt, dass sie nicht so funktioniert, wie sie funktionieren sollte. Eva Illouz erklärt: „Negative Beziehungen haben verschwommene, unklare, unbestimmte oder umstrittene Zwecke. Es gibt keine vorgeschriebenen Regeln für Verbindlichkeit und Unverbindlichkeit. Und sie können straflos oder fast straflos kaputtgemacht werden.“ Negative Bindungen der ersten Form lösen sich schnell auf, nicht weil sie…

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Vertrauen besitzt eine eigene Dynamik

Vertrauen ist kein Entweder-oder, es hat seine eigene Dynamik, die man am besten erfasst, wenn ihm Dauer gewährt wird, wenn es sich entwickeln und verändern kann. Martin Hartmann erklärt: „Der Blick auf das Vertrauen in Beziehungen hilft dabei, diese zeitliche Dimension des Vertrauens angemessen zu beschreiben.“ Die Literatur ist nicht ohne Grund der Ort, an dem die Dynamik des Vertrauens geradezu endlos thematisiert wird. Erzählungen eignen sich viel besser als Statistiken, um Vertrauen in seiner ganzen Komplexität zu verstehen. Menschen gewinnen ihre Vertrautheit mit dem Vertrauen in ihren Beziehungen. Aber…

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Gefühlsbeziehungen sind kompliziert

Während die Regeln für ein sexuelles Verhältnis klar und einfach zu sein scheinen, wirken die Regeln für eine Gefühlsbeziehung schwer definierbar und kompliziert. Es ist für Eva Illouz interessant zu beobachten, dass manche ansonsten sehr wortgewandte und attraktive Frauen teilweise ihre Erwartungen an eine Beziehung bereitwillig einer rein sexuellen Verbindung unterordnen. Denn reine Sexualität bedroht den Anspruch auf Autonomie der Männer nicht. Sie sind bereit, sich mit einer in ihren Augen gefühllosen Beziehung zu begnügen, solange diese ihre sexuellen Bedürfnisse regelmäßig befriedigt. Dies legt für Eva Illouz nahe, dass die…

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Niemand sollte auf der Strecke bleiben

Was sollte Politik leisten und was kann sie überhaupt leisten? Diese Fragen versucht Hans-Otto Thomashoff zu beantworten. Aus Sicht der Bürger sollte Politik effizient sein, sie sollte sich im Dienst der Allgemeinheit bestimmte Ziele setzen und diese konsequent verfolgen. Ihr Hauptziel sollte darin bestehen, mit Weitblick die Weichen zu stellen, die es den Bürgern ermöglicht, ihren eigenen Lebensentwurf zu entfalten. Dazu gehören essenzielle Grundfreiheiten und ein gegebenenfalls notwendiges Sicherheitsnetz. Die Politik sollte die Regeln für das Wirtschaftsgeschehen so vorgeben, dass sich einerseits die wirtschaftliche Dynamik des Marktes entfalten kann. Andererseits…

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Die Lust auf Sex kann völlig erlöschen

Von wenigen Ausnahmen abgesehen nimmt das sexuelle Begehren in einer Partnerschaft spätestens nach drei Jahren rapide ab. Andreas Salcher fügt hinzu: „Kommen Kinder dazu, besteht die Gefahr, dass die Lust auf Sex mit dem Partner völlig erlischt. Obwohl man einander nach wie vor liebt, spielt Sex nur mehr eine untergeordnete Rolle in der Beziehung.“ Dabei geht es nicht darum, wie oft man im Monat Sex miteinander hat, sondern um das Begehren an sich. Sexualtherpeuten beschäftigen sich schon seit Langem mit der scheinbar unlösbaren Frage, wie sich lustvolle Sexualität mit einem…

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Die Verfeinerung der Liebe erfordert viel Zeit

In einem von Herzen kommenden Brief teilt der deutsche Dichter Reiner Maria Rilke seinem Freund Friedrich seine jüngste Schlussfolgerung über die Funktionsweise der Liebe mit: „Da habe ich immer und immer wieder erfahren, dass es kaum etwas Schwereres gibt, als sich lieb haben. Dass das Arbeit ist, Tagelohn, Friedrich, Tagelohn. Weiß Gott, es gibt kein anderes Wort dafür.“ Der Hirnforscher und Neurowissenschaftler Giovanni Frazzetto ergänzt: „Vertraulichkeit ist kein unabänderliches Talent, sondern eher eine Reise. Wie andere Fertigkeiten vervollkommnet sie sich durch Versuch und Irrtum. Intimität und Nähe bedeuten das Aufführen,…

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In jeder Ehe gibt es Beziehungstänze

Jedes Paar entwickelt Beziehungstänze. Im Laufe der Jahre können sich Interaktionen, die einst frisch und sogar überraschend waren, durch Wiederholung abnutzen. Shirley P. Glass stellt fest: „Sogar die Kinder können mit einiger Genauigkeit voraussagen, was Mama und Papa sagen und tun werden.“ Der Vorteil feststehender Handlungsschema liegt in ihrer Vertrautheit. Der Nachteil ist, dass die Abläufe unflexibel und unnachgiebig werden können. In einer bereichernden Beziehung nehmen gegensätzlich Eigenschaften, die vielleicht Teil der anfänglichen Anziehung waren, in dem Maß ab, in dem die Partner sich ähnlicher werden. In einer sich verschlechternden…

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Vor allem Männer neigen zur Bindungsangst

Einige Wissenschaftler vertreten die These, dass es zwei große Umbrüche im heterosexuellen Beziehungsverhalten der letzten vier Millionen Jahre gegeben hat. Der erste passierte vor 10.000 bis 15.000 Jahren mit der landwirtschaftlichen Revolution. Als die Menschen weniger herumzuziehen begannen und sesshafter wurden, führte das zu Heiratsverbindungen im Stil kultureller Verträge. Der zweite große Umbruch ist mit dem Aufstieg des Internets verbunden. Junge Menschen in New York und anderen Metropolen stürzen sich über das Internet entfesselt in unverbindliche Beziehungen, entbunden von der Angst, mit einer direkten Absage abgewatscht zu werden. Wie zum…

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Ein Vertrauensbruch wirkt lange nach

Posttraumatische Reaktionen können über Tage, Monate und sogar Jahre andauern. Obwohl nicht alle Traumata gleich sind, sind doch die traumatischen Symptome erkennbar gleich. Traumatisierte Partner, die sich von einem unvorstellbaren Betrug durch einen geliebten Menschen erholen, weisen das obsessive Bedürfnis auf, die Geschichte mit all ihren Details zu hören. Shirley P. Glass erklärt: „Ihre übermäßige Wachsamkeit bei der Beobachtung ihrer Umwelt und ihres Partners entsteht durch die realistische Angst davor, nochmals verwundet zu werden.“ Flashbacks werden durch minimale Reize ausgelöst, die wie ein Echo den Moment der persönlichen Vernichtung wiederholen.…

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