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Das Erleben wird im Gehirn zu Biologie

Die biologische Struktur des Gehirns wird durch all das geformt, was sie an Informationen über die Jahre aufnimmt. Hans-Otto Thomashoff erklärt: „Unser Erleben wird in unserem Gehirn zu Biologie. Dadurch passen wir uns mit jedem Schritt, den wir in unser Leben hineinwachsen, besser an die Bedingungen unserer Umwelt an, ein Entwicklungsprozess, der bereits vor der Geburt beginnt und ein Leben lang anhält.“ Einmal im Gehirn gespeicherte Erfahrungsmuster werden bewahrt und bei Bedarf wie eine Schablone über das aktuell wahrgenommene Geschehen gelegt. Passt die existierende Schablone, wird sie beibehalten und mit…

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Bei psychischer Störungen regiert das Chaos

Jede Herangehensweise an psychische Störungen betont eine bestimmte Ursache und einen entsprechenden Handlungsansatz. Randolph M. Nesse nennt Beispiele: „Ärzte, die nach ererbten Einflussfaktoren und Gehirnstörungen Ausschau halten, empfehlen Medikamente. Therapeuten, die Kindheitserfahrungen und mentale Konflikte für die Symptome verantwortlich machen, raten zu einer Psychotherapie, während diejenigen, die auf falsche und belastende Überzeugungen fixiert sind, eine kognitive Therapie vorschlagen.“ Bei einer religiösen Orientierung legt man den Hilfesuchenden Meditation und Gebet nahe. Und diejenigen, die glauben, dass die meisten Probleme in der Familiendynamik verankert sind, spreche sich, was sonst, für eine Familientherapie…

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Ein Leben ohne Probleme kann es nicht geben

Wie schön wäre es, wenn die Welt endlich zu einem Paradies für alle Menschen würde. Oder das Himmelreich auf Erden endlich anbräche. In dieser so sehnsüchtig erträumten Welt soll es kein Unglück, keine Probleme, keine Krankheiten und stattdessen alles, was das Herz begehrt, im Überfluss geben. Gerald Hüther weiß: „Aber auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen: Ein Leben ohne Probleme, ohne immer wieder auftretende und unser Gehirn durcheinanderbringende Inkohärenzen kann und wird es nicht geben, solange wir noch am Leben sind.“ Nicht dass es so bleibt, wie…

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Erinnerungen können verschwinden

Erinnerung ist kein Ort im Gehirn, an dem etwas von früher gespeichert wäre. Man realisiert sie in der Gegenwart, für andere und vor anderen. Sonst wäre das, woran man sich erinnert, gar nicht mittelbar. Valentin Groebner erläutert: „Deswegen verblassen Erinnerungen, die ich anderen nicht erzähle, und verschwinden. Häufiger aufgerufene Episoden aus meiner eigenen Vergangenheit dagegen verändern sich genau dadurch, dass ich mich an sie erinnere und sie dabei aufdatiere.“ Sich an etwas zu erinnern heiß, es durch Benutzung umzuschreiben. Der Speicher im Kopf unterscheidet nicht zwischen Träumen, Filmen, Fotografien und…

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Kinder entwickeln eine intuitive Psychologie

Gerd Gigerenzer erklärt: „Die Neugier auf Ursachen statt auf bloße Assoziationen ist charakteristisch für menschliche Intelligenz und das Kennzeichen von Wissenschaft.“ Kausales Denken ist sowohl eine Stärke als auch der Ursprung von Aberglauben. Etwa, wenn man glaubt, dass das Drücken von Daumen Glück bringt. In den ersten Jahren entwickeln Kinder eine intuitive Psychologie. Sie „wissen“, dass Menschen Gefühle und Absichten haben, und sie können die Perspektive anderer Menschen einnehmen. Spezielle Schaltkreise im Gehirn haben offenbar die Aufgabe zu beobachten, was andere wissen, denken und glauben. Ein Mangel an intuitiver Psychologie…

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Episoden strukturieren narratives Denken

Narrationen erlauben Menschen das Miterleben. In ihnen lassen sich Erfahrungen von einem Menschen zum anderen übertragen. Fritz Breithaupt fügt hinzu: „Ja, wir können in Fiktion, Fantasie und Planung auch mögliche und sogar unmögliche Erfahrungen machen und austauschen. Dank unseres narrativen Gehirns sind wir mit uns ähnlichen Wesen verbunden.“ Menschen sind in ihren wichtigsten Erlebnissen nicht allein und können sie später wiedererleben und teilen. Das narrative Miterleben erlaubt eine Gemeinsamkeit, die weit über das bloße räumliche Zusammensein hinausgeht. Dieser Ausbruch aus dem Gefängnis des eigenen Gehirns und im Hier und Jetzt…

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Im Gehirn gibt es Areale für Hassgefühle

Reinhard Haller möchte wissen welche Erkenntnisse die Neurowissenschaften zu den Grundlagen des Hasses erbringen können. Möglicherweise ist das menschliche Gehirn jedoch niemals in der Lage, sich selbst ganz zu begreifen. Obwohl das Gehirn 100 Milliarden Nervenzellen, 5,8 Kilometer an Nervenbahnen und seiner über die Trillionengrenze hinausreichende Zahl an Schaltstellen besitzt. Weil die Hirnforschung aber heute nachweisen kann, welche Teile des Gehirns unter welchen Bedingungen aktiviert werden, müsste es möglich sein, dort Repräsentationen für den Hass zu finden. In der Tat gibt es einige interessante Ergebnisse: So konnte aufgezeigt werden, welche…

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Menschen können ihre Handlungen steuern

Die Theory of Mind geht einher mit der Kompetenz, sich eine Vorstellung von den Konsequenzen des eigenen Handelns machen zu können. Sie stellt damit eine Vorbedingung für eine gezielte Steuerung der eigenen Impulse dar, die wiederum Grundvoraussetzung für zielgerichtetes und verantwortungsvolles Handeln ist. Hans-Otto Thomashoff stellt fest: „Das eigene Handeln verantwortungsbewusst steuern zu können – auch das muss gelernt werden. Dieser Lernprozess besteht im Wesentlichen darin, einen Handlungsimpuls, den unser Gehirn setzt und der meist begleitet ist von einem Gefühl, ihn bei Bedarf gezielt hemmen zu können.“ Erst im Erwachsenenalter…

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Das menschliche Gehirn arbeitet rastlos

So hilflos ein neugeborener Homo sapiens erscheinen mag, so rastlos arbeitet sein Gehirn. James Suzman erklärt: „Angespornt von einem brodelnden Universum aus akustischen, olfaktorischen, taktilen und – nach einigen Wochen – optischen Reizen, entwickelt sich das Gehirn in dieser Phase in atemberaubendem Tempo.“ Schauer neuer Neuronen ketten sich zu Synapsen zusammen und filtern aus dem Gewitter der Sinnesreize Bedeutungen heraus. Dieser Prozess setzt sich durch die gesamte Kindheit und bis ins frühe Jugendalter hinein fort. Zu diesem Zeitpunkt besitzt das Gehirn doppelt so viele Synapsen wie bei seiner Geburt, und…

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Der erste Blickkontakt ist entscheidend

Forschungen zeigen, dass Menschen auf der Basis des ersten Blickkontakts innerhalb von wenigen Millisekunden über die Vertrauenswürdigkeit einer Person entscheiden. Martin Hartmann ergänzt: „Wir müssen ein Gesicht nicht einmal bewusst wahrnehmen, so die These. Unser Gehirn entscheidet trotzdem blitzschnell, ob jemand vertrauenswürdig ist oder nicht.“ Man hat sogar versucht, die Eigenschaften des Gesichts – oder gar nur der Augen – zu benennen, die hinter dieser ganz und gar unbewussten Entscheidung liegen. Hängende Mundwinkel etwa erregen kaum den Eindruck der Vertrauenswürdigkeit. Hohe Augenbrauen, ausgeprägte Wangenknochen oder ein rundliches Gesicht dagegen bewirken…

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