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Viel Eigentum soll das Selbst aufblähen

Sein nacktes Selbst ist dem Menschen entweder zu klein oder nicht gut genug. Dies erklärt für Joachim Bauer, warum viele zeitlebens mit dem Versuch beschäftigt sind, ihr Selbst zu vergrößern, aufzublähen oder besser zu machen, als es ist. Eine schon im Kindesalter zu beobachtende Methode, das eigene Selbst zu vergrößern, besteht darin, dass man sich drapiert oder mit Dingen behängt. Joachim Bauer fügt hinzu: „Erwachsene versuchen ihr Selbst zum Beispiel dadurch aufzublähen, dass sie möglichst viel Eigentum erwerben.“ Die Annahme, der Mensch zähle seinen Besitz zu seinem Selbst, ist aus…

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Die Masse gibt das „mehr“ vor

Seit dem Wirtschaftsaufschwung in den 1950er-Jahren geht es der deutschen Bevölkerung immer besser. Aktuell verfügen die Deutschen über einen noch nie dagewesenen Wohlstand. Für die durchschnittlichen Eltern ist heute immer „mehr“ möglich. Rüdiger Maas nennt Beispiele: „Mehr Materielles, mehr Liebe, mehr Fürsorge, mehr Elternsein, mehr Förderung, mehr Wohlstand, mehr Liberalität, mehr Mitsprache, mehr Behütung, mehr Gesundheit.“ Neu für die Elterngeneration ist, dass das, was mehr sein soll, durch die Masse vorgegeben wird. Doch ist dieses Mehr der Masse zu erreichen? Ist das nicht ein Kampf gegen Windmühlen? Ja, das ist…

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Ein einfaches Weltbild bietet Sicherheit

Schon 1951 formulierte Hannah Arendt in ihrer Analyse der Entwicklung des Nationalsozialismus: „In einer sich ständig wandelnden, unverständlichen Welt hatten die Massen den Punkt erreicht, an die sie gleichzeitig alles und nichts glaubten, alles für möglich und nichts für wahr hielten. Die Massenpropaganda entdeckte, dass ihr Publikum jederzeit bereit war, das Schlimmste zu glauben, egal wie absurd es auch sein möge, und nicht besonders dagegen war, hintergangen zu werden, weil es sowieso jede Aussage für eine Lüge hielt.“ Heidi Kastner fügt hinzu: „In dieser immer komplexeren und für den Einzelnen…

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Der Führer sät Hass gegen Minderheiten

Führer und Masse haben nüchtern betrachtet, außer ihren zueinanderpassenden Phantasmen, eigentlich keine gemeinsamen Interessen. Daher bedarf es eines gemeinsamen Feindes, um die ungleiche Ehe zwischen Masse und Führer zusammenzuhalten. Joachim Bauer weiß: „Der Führer sagt den Abhängigen, die Schuldigen für ihre Benachteiligungen zu kennen, und sät Hass gegen Minderheiten: Gebildete, Migranten, Homosexuelle und andere.“ Der Hass dient dem Narzissten als Mittel, um seine Abhängigen bei der Stange zu halten. Auch Deutschland war und ist eine Bühne für das Wechselspiel zwischen abhängigen Massen einerseits und narzisstischen Möchtegern-Führungsfiguren andererseits. Die von der…

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Der Arbeiter wird manipuliert

Herbert Marcuse stellte eine Verbindung zwischen freudscher Verdrängung und dem marxistischen Entfremdungsbegriff her. Der Arbeiter wird dergestalt manipuliert, dass die Einschränkungen seiner Libido als vernünftige Gesetze erscheinen, die dann internalisiert werden. Stuart Jeffries erklärt: „Das Unnatürliche – dass es unsere vorherbestimmte Funktion sein soll, Waren und Gewinn für den Kapitalisten zu produzieren – wird für uns natürlich, zur zweiten Natur. Das Individuum definiert sich also in Übereinstimmung mit dem Apparat.“ Herbert Marcuse schrieb im Amerika der 1950er Jahre, zu einer Zeit, da, wie er annahm, Werbung, Verbrauchermentalität, Massenkultur und Ideologie…

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Gustave Le Bon analysiert die Massen

Die erste wissenschaftliche, in ihren Grundzügen bis heute gültige Theorie zum kollektiven Verhalten stammt vom französischen Soziologen Gustave Le Bon. Reinhard Haller konkretisiert: „In seinem 1895 veröffentlichten Hauptwerk „Psychologie der Massen“ versucht er, das landläufig bekannte Phänomen des oft irreal erscheinenden Verhaltens von Menschenansammlungen wissenschaftlich zu fundieren.“ In der Anonymität der Menschenmenge fühlt sich der Einzelne geschützt, gibt seinen individuellen Willen auf und unterliegt den ansteckenden Gefühlen der Masse. Daraus entwickelt sich eine eigene Dynamik, die irrationales Handeln intendiert, etwa panisches Agieren bei geringen Auslösern. Gustave Le Bon, der die…

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Normabweichung ist für viele ein Ärgernis

Offensichtlich hat die Menschheit ein ebenso natürliches wie unstillbares, tief liegendes Bedürfnis nach Inquisition. Und da die Kirche mit derlei Institutionen nicht mehr aufwarten kann, hat man die Inquisition demokratisiert. Manfred Lütz weiß: „All die wahnsinnig Normalen pochen unerbittlich darauf, dass alle, wirklich alle, das sagen, was alle sagen, dass sie also normal reden. Und was normal ist, das bestimmen sie selbst, die wahnsinnig Normalen.“ Kein Wunder also, dass alles Normabweichende ein einziges Ärgernis ist. Gewiss, gegen Normabweichung nach oben traut man sich als einzelnes graues Mäuschen nicht aufzubegehren. So…

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Elias Canetti setze Massen immer in Beziehung zu möglicher Gewalt

Nicht überall, wo von Schwärmen gesprochen wird, ist auch die biologische Kategorie gemeint. Ersatzweise ist von den „vielen“ die Rede oder von „Crowds“. Das verweist darauf, dass der Begriff „Schwarm“ gegenwärtig synonym für das benutzt wird, was sonst „Masse“ heißt. Das ist zwar wissenschaftlich nicht ganz sauber, aber auf der Beschreibungsebene durchaus sinnvoll. Georg Milzner erläutert: „Und zwar weil Schwarm und Masse anders als geleitete Gruppen ohne Führung funktionieren. Sie bewegen sich aus sich selbst heraus.“ Aber will man das – Masse sein? Der Begriff „Massengeschmack“ hat ja durchaus einen…

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