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MeToo wäre ohne Sensibilität undenkbar

Der abwertende Begriff „Snowflake“ wendet die psychische Sensibilität – als vermeintliche Hypersensibilität – ins Polemische. Svenja Flaßpöhler erläutert: „Als „Snowflakes“ werden auf abwertende Weise Menschen bezeichnet, die sich einzigartig wähnen, keine gegenteiligen Meinungen aushalten und extrem empfindlich gegen Reize und Zugriffe von außen sind.“ Unter anderem die Debatte über Trigger-Warnings und Sprachsensibilität, aber auch die Tendenz gesellschaftlicher Singularisierung sind hier angesiedelt. Die ethische Sensibilität findet im 18. Jahrhundert ihre philosophische wie literarische Entfaltung und meint, allgemein gesprochen, die Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen. Aus Sicht der Historikerin Lynn Hunt ist es…

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Die positive Psychologie erlebt einen Boom

Der Soziologe Andreas Reckwitz steht auf der Seite der Evolution. Svenja Flaßpöhler erläutert: „So begrüßt er ausdrücklich die zunehmende Sensibilisierung der Gesellschaft und weist allerdings darauf hin, dass diese verfeinerte Wahrnehmung nicht nur positive, sondern auch ambivalente und negative Gefühle hervorbringt.“ Genau diese unangenehmen Gefühle wollen viele Menschen nicht mehr akzeptieren. Andreas Reckwitz verweist zudem auf problematische Konjunktur der positiven Psychologie: „Sensibilität ja, aber bitte nur verknüpft mit positiven Gefühlen! Sensibilität ja, aber als Sinn für wohlgestaltete ästhetische Formen, als Sinn für rücksichtsvolles Miteinander, als Sinn für die Gestaltung des…

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Resilienz zeugt von Widerstandsfähigkeit

Das deutsche Wort „Resilienz“ stammt vom lateinischen Begriff „resilire“ – zurückspringen, abprallen – ab. Ursprünglich verwendete man das Wort in der Physik. Es bezeichnete die Eigenschaft von Körpern, nach der Verformung durch eine Außenstörung in ihren Ausgangszustand zurückzukehren. Svenja Flaßpöhler will zeigen, dass Resilienz und Sensibilität keineswegs notwendig in Opposition stehen. Das tun sie ihrer Meinung nach nur, solange sie verabsolutiert werden. So offenbart sich bei dem Versuch, die Schriften Ernst Jüngers mit Sigmund Freud zu lesen, dass sich unterhalb der Kriegs- und Gewaltverherrlichung ein Lebensdrang artikuliert, der bei traumatischen…

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Sensibilität ist bindend und trennend

Sensibilität ist für Svenja Flaßpöhler ein zweischneidiges Phänomen, denn sie ist nach außen und nach innen gerichtet. Sie ist bindend und trennend. Befreiend und unterdrückend. Svenja Flaßpöhler bringt es auf den Punkt: „Die Sensibilität trägt eine gewaltsame Seite in sich, was sich bereits in ihrer historischen Genese zeigt. Das Herausbilden von Sensibilität setzt nämlich Zwang voraus.“ In seinem berühmten Werk „Über den Prozess der Zivilisation“ (1939) zeichnet der Soziologe Norbert Elias ausdrücklich die Transformation des menschlichen Verhaltens nach. Dieses hat sich durch fortschreitende Disziplinierung zunehmend verfeinert und den Menschen für…

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