Der Sinn des Lebens ist schwer zu ergründen
Barbara Schmitz weiß: „In der momentanen Diskussion wird zwischen zwei Bedeutungen der Frage nach dem Sinn unterschieden. Man kann zum einen fragen: Was ist der Sinn des Lebens? Zum anderen kann man auch fragen: Was ist der Sinn im Leben?“ Die erste Frage zielt darauf ab, warum überhaupt etwas existiert, fragt nach dem Sinn des Lebens, der Welt, des Universums schlechthin. Die zweite ist bescheidener: Sie fragt nach dem Sinn, den Menschen in ihrem Leben für sich finden, nach dem Sinn eines persönlichen Lebens. Zwischen beiden Fragen bestehen Verbindungen. Barbara Schmitz ist habilitierte Philosophin. Sie lehrte und forschte an den Universitäten in Basel, Oxford, Freiburg i. Br., Tromsø und Princeton. Sie lebt als Privatdozentin, Lehrbeauftragte und Gymnasiallehrerin in Basel.
Ein Gott sichert Sinn
Wenn man eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens hat, dann hat man auch eine auf die Frage nach dem Sinn im Leben. Hat man aber keine Antwort auf die erste Frage, so kann man trotzdem eine auf die zweite haben. Barbara Schmitz erklärt: „Antworten auf die erste Frage fallen auch in den Bereich der Theologie, des Übersinnlichen, des Spirituellen.“ Sie können verschieden ausfallen, ihnen gemeinsam ist dabei aber häufig ein Verweis auf etwas „Höheres“.
Dabei kann es sich um einen Gott, mehrere Gottheiten, eine Kraft oder eine Weltseele handeln, die dem Leben jeweils Sinn geben. „An einen Gott glauben, heißt sehen, dass das Leben einen Sinn hat“, hat der Philosoph Ludwig Wittgenstein im Ersten Weltkrieg in sein Tagebuch geschrieben. Ein Gott sichert Sinn, weil er der Welt eine Ordnung, eine Richtung, ein Ziel gibt. Das Leben verläuft demnach nicht zufällig, sondern ist von einem Schöpfer gewollt und gemacht worden.
Der Glaube an eine Weltseele richtet das Leben an einem größeren Ziel aus
Alles was geschieht, kann man als Teil eines göttlichen Plans sehen. Und auch dann, wenn den Menschen verschlossen bleibt, worin der Sinn der Welt genau besteht, so sichert allein das Vorhandensein eines Gottes, dass es irgendeinen Sinn gibt. Barbara Schmitz fügt hinzu: „Das gilt auch für Ansätze, die keinen persönlichen Gott kennen, sondern zum Beispiel eine Weltseele annehmen. In ihnen entwickelt sich alles Leben in eine Richtung, etwa indem es in der Weltseele aufgeht.“
Auf diese Weise wird das Leben selbst zweckgerichtet und ist an einem größeren Ziel ausgerichtet. Eine teleologische Antwort auf die Frage nach dem Sinn hat auch Konsequenzen für die Frage nach dem Sinn im einzelnen Leben. Wenn das eigene Leben Teil eines größeren Sinns ist, so erhält es von dort seine Bedeutung. Es mag sein, dass man diesen Sinn nicht kennt oder nicht versteht, doch ist alles, was man tut, aufgehoben in dem großen Ganzen. Quelle: „Was ist ein lebenswertes Leben?“ von Barbara Schmitz
Von Hans Klumbies