Abraham Maslow entwickelte die Bedürfnispyramide
Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow hat eine Bedürfnispyramide entwickelt, welche die Bedürfnisse und Motivationen der Menschen gut beschreibt. Sie besteht aus fünf Ebenen. In der Ebene eins sind die Grundbedürfnisse wie Ernährung und Fortpflanzung angesiedelt. Sicherheitsbedürfnisse wie Gesundheit und materielle Sicherheit sind in Ebene zwei zu finden. Zur Ebene drei gehören die sozialen Bedürfnisse wie die Liebe. Die Individualbedürfnisse sind in der Ebene vier platziert. Dazu zählt Abraham Maslow unter anderem Erfolg und Freiheit. In der Ebene fünf geht es darum, seinem Leben einen Sinn zu geben. Markus Hengstschläger warnt: „Die ersten vier sind Defizitbedürfnisse, die, wenn man sie nicht oder nur sehr eingeschränkt erfüllen kann, zu physischen oder psychischen Störungen führen.“ Professor Markus Hengstschläger ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUniWien.
Selbstverwirklichung ist nur schwer erreichbar
Und obwohl dies auch für die Wachstumsbedürfnisse der Selbstverwirklichung auf Ebene fünf zutrifft, können diese nie wirklich vollständig befriedigt werden. Abraham Maslow hat dieses Modell später erweitert. Dabei ist er davon ausgegangen, dass die Befriedigung all dieser Bedürfnisse, und im Besonderen der Selbstverwirklichung, nur schwer und nicht von allen Menschen erreichbar sind. In der maslowschen Hierarchie findet man den Begriff Erfolg unter den Individualbedürfnissen, gemeinsam mit dem Wunsch nach Wertschätzung, Prestige oder Ansehen.
Ökonomischer Erfolg wird oft deshalb angestrebt, weil sie dem Menschen zu Status, Anerkennung und Bewunderung verhelfen. Unter bestimmten Lebensbedingungen und Voraussetzungen muss jedoch schon das Stillen von Grund- und Sicherheitsbedürfnissen als erfolgreiches Leben angesehen werden. So bedauerlich das auch ist. Und noch viel bedauerlicher ist schließlich, dass die Erfüllung vieler, vor allem so wichtiger Bedürfnisse wie zum Beispiel Ernährung, Gesundheit oder Sicherheit immer noch viel zu oft nicht in den Händen des Individuums liegen.
Jeder sehnt sich nach dem Glück
Reinhard Schlinkert und Bernd Raffelhüschen schreiben im „Deutsche Post Glücksatlas“ von 2018: „Aber wie steht es mit dem ewigen Glück, dem Glücklichsein? Vorausgesetzt, die grundlegendsten Bedürfnisse können gestillt werden, scheint gerade das Führen eines glücklichen Lebens immer öfter als Erfolgsparameter Nummer eins angesehen zu werden. Wer es schafft, ein glückliches Leben zu führen, hat es geschafft. Aber was ist das – ein glückliches Leben? Der emotionale Zustand der Deutschen zum Beispiel lässt sich wahrscheinlich mit Zufriedenheit auf hohem Niveau beschreiben.“
Nicht nur im Wandel der Zeit, sondern auch im Lauf eines Lebens ändert sich die Lebenszufriedenheit. Markus Hengstschläger erläutert: „Was man gern als die U-Kurve des Glückes bezeichnet, beschreibt, dass die Lebenszufriedenheit, ob bei Männern oder Frauen, in der Jugend hoch ist, Mitte 40 auf einen Tiefpunkt sinkt und dann wieder steigt.“ Der kanadische Psychoanalytiker Elliott Jaques hat den Begriff „Midlife-Crisis“ geprägt. Kieran Setiya, Professor für Philosophie am Massachusetts Institute of Technology, vermutet hinter der „Mid-Career-Crisis“ das Schwinden der Wahlmöglichkeiten, die Tyrannei der Projekte, die eines nach dem anderen abgeschlossen und durch Neue ersetz werden. Quelle: „Die Lösungsbegabung“ von Markus Hengstschläger
Von Hans Klumbies