Es gibt ein „Metamodell der Sprache“
In der achtsamen Sprache geht man unter die Oberfläche, um in die Tiefe zu gelangen. Thomas W. Albrecht erklärt: „Wir sind neugierig, was sich hinter den gesagten Sätzen verbirgt, wie das Erlebte sich möglichst vollständig darstellt.“ Die Formulierung mancher Hinterfragung mag sprachlich etwas holprig klingen, das hat jedoch seinen guten Grund. Man will bei der Hinterfragung den Wortlaut der Aussage so umstellen, dass unter Verwendung derselben Worte eine Frage formuliert wird. Der Sprachgebrauch eines Gesprächspartners soll möglichst unverändert übernommen werden, denn andere Worte können für ihn eine andere Bedeutung haben und somit etwas anderes aus der Tiefenstruktur repräsentieren. Das soll vermieden werden. Beim Hinterfragen geht es nicht nur darum, die Aussagen besser zu verstehen, sondern es dem Gegenüber zu ermöglichen, die Verbindung zu seiner Tiefenstruktur zu ermöglichen. Thomas W. Albrecht ist Experte für Kommunikation und Rhetorik.
Tilgungen fallen oftmals nicht auf
Es geht auch nicht darum, Begründungen für etwas zu erhalten. Thomas W. Albrecht erläutert: „Aus diesem Grund verwenden wir keine Warum-Fragen, die vergangenheitsbezogen wären, sondern Fragen nach dem Wie, dem Was, dem Wem usw., die jetzt-bezogen sind.“ Das Modell der Oberflächen- und der Tiefenstruktur bezeichnet man als „Metamodell der Sprache“. Zudem spricht man von Tilgungen, wenn Teile oder Aspekte des ursprünglichen Erlebten nicht gesagt werden, also in der Oberflächenstruktur nicht vorkommen, obwohl sie in der Tiefenstruktur vorhanden sind.
Tilgungen kommen sehr häufig vor, ohne dass sie zunächst auffallen. Aussagen zu hinterfragen, ist ein Zeichen von Aufmerksamkeit. Thomas W. Albrecht ergänzt: „Es ermöglicht dir, auf die Bedürfnisse deiner Gesprächspartner einzugehen. Gleichzeitig eröffnest zu ihnen, sich ihrer gemachten Erfahrungen im Detail bewusst zu werden und konkrete Handlungen zu setzen, aus ihren Erfahrungen zu lernen.“ Das Gespräch kann in die Tiefe gehen und dadurch die Beziehung stärken.
Bei vielen Vergleichen fehlt die Referenz
Es gibt mehrere Arten von Tilgungen, die weit verbreitet sind und in ihren Folgen den Menschen kaum bewusst sind. Zur einen gehören unspezifische Vergleiche wie zum Beispiel schneller, besser, eleganter oder weniger und deren Superlative wie etwa am schnellsten, am besten, am elegantesten oder am wenigsten. Thomas W. Albrecht stellt fest: „Es fehlt die Referenz, auf die sich der Vergleich bezieht. Es wird eine Sache mit einer anderen verglichen, ohne zu sagen, mit wem oder mit was oder wann die Sache verglichen wird.
Die nächste spezielle Art von Tilgungen bezieht sich auf Sätze, welche die Adverbien „klar“ und „offensichtlich“ beinhalten. Thomas W. Albrecht fügt hinzu: „Es wird etwas als klar oder offensichtlich kategorisiert, ohne zu sagen, für wen dies klar und offensichtlich ist.“ Eine weitere Art von Tilgungen bezieht sich auf Sätze, die „muss“, „notwendig“ und „sollte“ beinhalten. Man bezeichnet diese als „Modaloperatoren der Notwendigkeit“. Es wird eine Formulierung gewählt, die eine Notwendigkeit kommuniziert, ohne zu sagen, was die Folgen wären, wenn man es nicht tun würde, oder was einen hindern würde, es nicht zu tun. Quelle: „Die besondere Kraft der achtsamen Sprache“ von Thomas W. Albrecht
Von Hans Klumbies