Hitler und Stalin waren nicht psychisch krank
Einmal sollte Manfred Lütz in einer Fernsehsendung zum Thema „Hitler und die Frauen“ Stellung nehmen. Er regte jedoch an, lieber einen Historiker oder vielleicht einen Romancier zu interviewen, denn Adolf Hitler war ja nicht psychisch krank. Manfred Lütz erläutert: „Adolf Hitler war eine monströse Erscheinung, maßlos in seinem Hass, in seiner Aggression, in seinem Vernichtungswillen. Aber psychisch krank war er nicht.“ Zu behaupten, Adolf Hitler sei krank gewesen, banalisiert das Entsetzliche der historischen Katastrophe, die dieser Mensch zu verantworten hat. Es gibt für das Böse, das Hitler getan hat, aber auch für die, die mitgemacht haben, keine Entschuldigung. Kriege werden ohnehin nie von psychisch Kranken geführt. Denn dazu bedarf es einer allzu ausdauernden Zielstrebigkeit. Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz ist Psychiater, Psychotherapeut, Kabarettist und Theologe.
Ein gewisses Misstrauen ist für Diktatoren lebensnotwendig
Wäre Adolf Hitler psychisch krank gewesen, hätte er seine Verbrechen nicht begehen können. Hitler war normal, schrecklich normal. Für manche war auch Josef Stalin ein Kandidat für den Psychiater. Vor allem das „krankhafte“ Misstrauen des alten Diktators, das unzähligen Menschen das Leben kostete, wurde da genannt. Manfred Lütz weiß: „Doch wer tatsächlich nur unter dem Eindruck realitätsfernen Verfolgungswahn irrational um sich schlagen würde, dem würde schon bald niemand mehr gehorchen.“
Dagegen ist ein gewisses Misstrauen für Diktatoren geradezu lebensnotwendig. Unter den Millionen Toten, die Josef Stalins ganz normaler Wahnsinn kostete, waren sicher auch einig, die seiner Herrschaft wirklich hätten gefährlich werden können. Und seine nicht ermordeten Gegner überlegten es sich nach all den Massenmorden sehr gründlich, ob sie wirklich ihr Leben riskieren wollten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Josef Stalin psychisch krank gewesen sein könnte.
Gerhard Roth plädiert für die Abschaffung des Strafrechts
Es war ganz im Gegenteil die robuste verbrecherische Effektivität Josef Stalins, die ihm die Herrschaft sicherte. Wenn Alleinherrscher dagegen alt und krank werden, dann lassen sie nach in der systematischen Unterdrückung ihrer Gegner. Und das kostet sie nicht selten die Macht. Der Schah von Persien, aber auch Erich Honecker und Robert Mugabe, der Diktator von Simbabwe, sind Beispiele dafür. Neuerdings haben einige Hirnforscher versucht, die Individuen ein bisschen von der Last der Verantwortung für solche peinlichen Schattenseiten der ganz normalen Menschheit zu befreien.
Manfred Lütz stellt fest: „Der Hirnforscher Gerhard Roth verkündete frohgemut, dass wir an all dem gar nicht schuld sind. Er plädierte für die Abschaffung des Strafrechts und die Einweisung von Gesetzesübertretern in Dressuranstalten. Tolle Idee! Wir sind es nicht, es ist unser Gehirn.“ Und dafür sind die Menschen nachweislich nicht zuständig. Kann ein Mensch etwas dafür, wenn die Neurotransmitter in seinem Vorderhirn verrücktspielen und seine Moral durcheinanderbringen? Quelle: „Neue Irre“ von Manfred Lütz
Von Hans Klumbies