Alexander Mitscherlich analysiert den Prozess der Anpassung
Laut Alexander Mitscherlich müssen in jeder Gesellschaft Triebverzichte verlangt werden. Ein gewisses Unbehagen wird das Leben in einer sozialen Welt immer mit sich bringen. Gesundheit oder Krankheit einer Gesellschaftsordnung – also deren Produktivität fördernde oder hemmende Vorurteile – bemisst sich daran, ob die Restriktionen der Gesellschaft sich in tolerablen Grenzen halten und durch die Möglichkeit der Eigenentfaltung des Individuums aufgewogen werden oder nicht.
Angst erzeugt im Extremfall sogar Panik
Wenn in einer Gesellschaft die Angst unter der Bevölkerung weit verbreitet ist, ist sie, von einer gewissen Stärke an, kein produktives Element der Sozialisierung mehr, sondern macht einsam und asozial und erzeugt im Extremfall sogar Panik. Das Trügerische dieser sozialen Gesinnung zeigt sich an den Durchbrüchen individueller und kollektiver Asozialität und Barbareien.
Kurzbiographie: Alexander Mitscherlich
Der Arzt, Psychoanalytiker und Schriftsteller Alexander Mitscherlich, geboren am 20. September 1908 in München, leitete von 1960 bis 1976 das von ihm gegründete Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Im Jahr 1969 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zu seinen Hauptwerken zählen: „Auf dem Weg zu vaterlosen Gesellschaft“, „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“, „Die Unfähigkeit zu trauern“ sowie „Die Idee des Friedens“. Alexander Mitscherlich starb am 26. Juni 1982 in Frankfurt am Main.
Von Hans Klumbies