Keine Software kann die Eltern ersetzen
Wie einfach es ist, seinem Kind Gutes zu tun, bringt Andrew Meltzoff von der Universität Washington auf den Punkt: „Eltern haben alles was nötig ist, um Kinder zur Entdeckung ihrer sozialen Umwelt anzuregen: Gesichter und Mimik, eine Stimme, Hände, Körperwärme. Keine Software, kein elektronisches Spielzeug kann das ersetzen.“ Mihaly Csíkszentmihályi hat empirisch nachgewiesen, dass das familiäre Umfeld einen wesentlichen Einfluss darauf hat, ob sich das Talent eines Kindes entfalten kann. Andreas Salcher betont: „Entbehrungen, Konflikte und Ablehnung des Kindes durch die Eltern sind die ganz großen Feinde des talentierten Kindes.“ Eine harmonische Familie dagegen, die das talentierte Kind unterstützt, aber auch im richtigen Ausmaß fordert, erhöht maßgeblich die Chance dafür, dass sich dieses auf die Ausübung seines Talents konzentrieren kann. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Autor von Bestsellern und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.
Wichtig ist das Urteil kompetenter Dritter
Woher sollen Eltern wissen, wann sie und vor allem wie sie die besonderen Talente ihrer Kinder fördern können? Einige Dinge können Eltern tun. Ohne selbst das notwendige Rüstzeug und Grundverständnis auf dem Gebiet zu haben, auf dem ein Kind besonders talentiert ist, werden Eltern das Talent oft gar nicht erkennen und nicht fördern können. Umso wichtiger ist das Urteil von kompetenten Dritten. Den meisten Lehrern fehlt dafür leider das Wissen, weil sie nie dafür ausgebildet wurden.
Mit emotionaler Unterstützung und positiver Ermutigung können Eltern ihren Kindern den harten Weg vom talentierten Kind zum anerkannten Meister einer Disziplin wesentlich erleichtern. Vor allem die für die Entwicklung von Talenten sehr kritische Zeit der Pubertät fordert von Eltern das richtige Maß aus Führung und Bereitschaft zum Loslassen. Ohne die konsequente und intensive Auseinandersetzung mit einem bestimmten Gebiet über einen langen Zeitraum ist die Erbringung außergewöhnlicher Leistungen nicht möglich.
Mihaly Csíkszentmihályi entdeckt den Flow-Effekt
Auch der beste Lehrer scheitert, wenn es dem Schüler an der notwendigen Bereitschaft zur Anstrengung fehlt. Zu diesen genannten Bereichen kommt die ständige Neugier, das Gebiet weiter zu erforschen, die emotionale Ausgeglichenheit, um auch in Phasen der Einsamkeit, beim Training oder der Arbeit durchzuhalten. Und vor allem muss die Fähigkeit vorhanden sein, innere Freude und Befriedigung bei der Ausübung des Talents zu empfinden. Damit meint Mihaly Csíkszentmihályi den von ihm entdeckten Flow-Effekt, also das völlige Aufgehen in einer Aufgabe.
Andreas Salcher weiß: „Für ihn ist das überhaupt das Erfolgsgeheimnis glücklicher Menschen: Sein Talent zu nutzen, macht glücklich.“ Mihaly Csíkszentmihályi schreibt: „Ich habe Künstler, Sportler und Wissenschaftler beobachtet, die ihre Tätigkeit absolut lieben, die nichts anderes tun wollen als das, womit sie sich beschäftigen. Und sie machen das nicht, um später etwas dafür zu bekommen, sie machen es nicht für Geld und auch kaum für Ruhm. Auch die Anerkennung durch die Kollegen ist ihnen nicht das Wichtigste, sie machen es, weil es für sie so wichtig ist, weil es ihnen so viel Freude bereitet und auch so viel Erfüllung bringt.“ Quelle: „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ von Andreas Salcher
Von Hans Klumbies