Großzügigkeit kann viel Freude erzeugen
Gelebte Großzügigkeit kann, wie die Studien von Adam Grant zeigen, viel Freude und langfristigen Erfolg bedeuten. Doch es besteht auch die Gefahr, ausgenützt in der Verliererstraße zu landen. Andreas Salcher weiß: „Unabhängig von der individuellen Ausprägung der Großzügigkeit beginnt ab dem mittleren Erwachsenenalter eine kollektive Kraft wirksam zu werden, die sogar egoistische Menschen zu großzügigen Gebern wandelt: die Generativität.“ Wer sich dieser verweigert, dessen Entwicklung droht die Stagnation, die dazu führt, von anderen abgelehnt und isoliert zu werden. Einsam in seiner Wohnung zu sitzen und täglich sein Geld zu zählen ist keine schöne Perspektive für das Alter. Dagegen bleibt immer ein Hauch des Duftes an der Hand zurück, die jemandem Rosen schenkt. Das gilt nicht nur für Rosen. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.
Im Alter muss man dem Alltag neue Strukturen geben
Die meisten Menschen haben mit dem Pensionsantritt noch ein Viertel oder sogar ein Drittel ihres Lebens noch vor sich. Man kann daher durchaus vom „dritten Lebensalter“ sprechen. Andreas Salcher stellt fest: „Noch nie war eine Generation älterer Menschen geistig und körperlich so gut in Form wie die jungen Alten von heute. Trotzdem gibt es kaum gesellschaftliche Erwartungen an sie.“ Sie müssen diese Lebensphase selbst sinnvoll füllen, damit sie nicht zum Niemandsland zwischen dem Berufsleben und dem hohen Alter wird.
Ganz pragmatisch gesehen, geht es darum, dem Alltag neue Strukturen zu geben, verschüttete Interessen wiederzuentdecken und so zum Lebensunternehmer zu werden, der seinen eigenen Lebensstil findet. Dabei kann Arbeit, die man auf sich nimmt, ob bezahlt oder freiwillig, das mittlere Lebensalter deutlich verlängern. Erik H. Erikson sieht in dieser Lebensphase eine spannende Entwicklungsaufgabe, deren Schlüsselmerkmal die Erlangung von Weisheit ist: Selbstannahme statt Verzicht, Freude an eigenen Leistungen, anstatt das Vergangene zu beklagen.
Selbstlosigkeit fühlt sich gut an
Die Fähigkeit, über sich hinauszuwachsen, ist nach Viktor E. Frankl eine ausschließlich menschliche Eigenschaft. Menschlich sein heißt, sich auf etwas anderes als sich selbst zu beziehen. Es gibt eine schöne Parallele zwischen dem Begriff „Generativität“ und dem, was Frankl als den „letzten Sinn“ bezeichnet hat. Andreas Salcher erläutert: „Man kann es Verbindung zum höheren Ich, zu Gott, zu unserem eigenen Geist, zum universalen Bewusstsein, zur Liebe oder zum Gemeinwohl nennen.“
Selbstlosigkeit fühlt sich jedenfalls gut an. Generativität befriedigt etwas in einem Menschen, das über ihn hinaus will und sich nach Transzendenz sehnt. Etwas, dass das menschliche Bedürfnis nach Lebenssinn stillt, indem man die Bedürfnisse anderer erfüllt. Andreas Salcher betont: „Das gilt unabhängig davon, wie viel wir zu geben haben. So gibt es keinen schöneren Vertrauensbeweis als die Großzügigkeit der wirklich Armen.“ Zudem lohnt es sich, darüber nachzudenken, was einmal im eigenen Nachruf stehen könnte. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher
Von Hans Klumbies