Durch seinen freien Willen kann der Mensch verzichten
Andreas Salcher vertritt die These, dass der freie Wille für die meisten Menschen ein positiv besetzter Begriff ist. Der Verzicht dagegen ist mit etwas Negativem behaftet. Es ist immer eine Herausforderung, auf etwas Gewohntes zu verzichten. Doch der Verzicht kann durchaus eine positive Wirkung entfalten wie Andreas Salcher schreibt: „Wenn sich jemand dafür entscheidet, weniger Auto zu fahren und zu rauchen, dann ist das Verzicht: der Verzicht auf Giftstoffe im eigenen Körper und in den Körpern anderer. Verzicht könnte daher etwas Positives sein, wenn wir nicht durch Gebote wie „Du darfst nicht“, „Du sollst nicht“, „Das ist schlecht für Dich“, darauf programmiert werden, ständig mit schlechtem Gewissen herumzulaufen, weil wir wieder einmal „gesündigt“ haben.“
Viele Dinge haben schon Besitz von einem Selbst ergriffen
Eine Welt, die den Menschen den Verzicht als hohes Ideal predigt, um ihn dann im Alltag an dessen Unerreichbarkeit scheitern zu lassen, wird sich laut Andreas Salcher nur schwer verbessern lassen. Denn für den Zustand der Welt sind weder die zehn Prozent Idealisten, noch die zehn Prozent Ignoranten, sondern die restlichen 80 Prozent der breiten Masse der Bevölkerung verantwortlich, die sich zwar ehrlich bemühen, aber doch immer wieder zurückgeworfen werden.
Daher versuchen immer mehr Menschen einen machbaren Weg zu beschreiten, der für sie umso spannender wird, je mehr sie sich auf ihn einlassen. Nach dem Motto: wehr. Es lohnt sich auch genau hinzuschauen, um zu erkennen, dass viele der Dinge, von denen man glaubt, dass man sie besitzt, schon längst Besitz von einem Selbst ergriffen haben. Andreas Salcher schreibt: „Unser freier Wille erlaubt uns, auf etwas zu verzichten, das uns zwar kurzfristig viel Lust verschaffen, uns aber langfristig schwer schaden würde.“
Der Mensch kann sich von bestimmten Dingen befreien
Andreas Salcher ist davon überzeugt, dass der Mensch die Freiheit hat, sich von bestimmten Dingen zu befreien, seien es überflüssige Kilos, seinen es schlechte Gefühle oder ein Job, unter dem man immer mehr leidet. Andreas Salcher ergänzt: „Es ist unsere Entscheidung, ob wir Taschen und Schuhe kaufen, für deren Preise wir uns schämen müssten, obszön teure Weine trinken, Helikopter-Skifahren gehen, Kinderpartys in Fastfood-Restaurants veranstalten, weil sie so praktisch sind, aber das falsche Ernährungsverhalten unserer Kinder fördern – oder ob wir das nicht tun.“
Für Andreas Salcher ist jeder Mensch für seine Entscheidungen verantwortlich und wird auch einmal dafür Rechenschaft ablegen müssen – vor seinen Nachkommen und vor allem vor seinem eigenen Selbst. Andreas Salcher schreibt: „Wenn uns etwas gut getan hat, war es selten der Exzess, sondern eher etwas Kleines, Behutsames, Liebevolles, Menschliches. Daher sollten wir nachfragen, wovon wir uns wirklich mehr wünschen.“
Von Hans Klumbies