Belohnungen blockieren die Motivation
Alle Menschen handeln immer sinnvoll. Ihr Handeln ist in jedem Augenblick voller Sinn. Aus ihrer Sicht. Mag es aus der Sicht eines anderen noch so verrückt aussehen. Aus ihrer eigenen Perspektive ist es wichtig und richtig, so zu handeln. Die Strategie „Belohnen“ und „Bestrafen“ kümmert sich nicht um Gründe. An dem Warum ist sie nicht interessiert. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Sie will Anpassung.“ Oft wird deshalb nicht getan, was sinnvoll ist, sondern was belohnt wird. Belohnungen verführen Menschen dazu, auch etwas völlig Sinn- und Freudloses zu tun, wenn nur die Belohnung hoch genug ist. Die Belohnung bestimmt, was zu tun ist. Das erzeugt gegenüber der Sache selbst eine Haltung der Gleichgültigkeit und des Desinteresses. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.
Durch Belohnungen stirbt die Kreativität
Reinhard K. Sprenger betont: „Belohnungen blockieren also, was sie zu fördern vorgeben: Motivation, die sich auf die Sache selbst richtet. Belohnungen machen einen Menschen nur vorübergehend leistungsbereiter. Sie rufen aber keine dauerhafte Bindung an ein Handeln hervor. Und was immer übersehen wird: Sie verändern die Art und Weise des Engagements. Wenn Menschen belohnt werden, neigen sie dazu, genau so viel zu tun, wie nötig ist, um belohnt zu werden.
Sie konzentrieren sich dann auf den schnellsten Weg, ihr Ziel zu erreichen, schauen kaum mehr nach links oder rechts, spielen nicht mehr mit Möglichkeiten, lassen Chancen ungenutzt. Sie ignorieren alles, dessen Bedeutung für den Erhalt der Belohnung nicht offensichtlich ist. Reinhard K. Sprenger stellt fest: „Kurz: Was bei Belohnungen zuerst stirbt, ist unsere Kreativität, unsere Neugier, unsere spielerische Freude am Tun – das Gefühl, in gewisser Hinsicht unser eigener Boss zu sein.“ Damit reduziert man seine Fähigkeiten.
An Belohnungen denkende Menschen bevorzugen Sicherheit
Aus vernetzt denkenden Menschen werden Erfüllungsgehilfen für Teilziele. Damit entspricht man nicht mehr seinen Möglichkeiten, sondern ausschließlich den Erwartungen anderer. Die Konsequenzen sind weitreichend: Man kündigt innerlich. Man lebt nicht mehr sein eigenes Leben, sondern das des Belohners. Man lässt sich betätigen und andere entscheiden. Reinhard K. Sprenger fügt hinzu: „Wenn uns eine Belohnung in Aussicht gestellt wird, dann erleben wir die Aufgabe als etwas, das zwischen uns und der Belohnung steht: ein notwendiges Übel, eine Hürde.
Viele Menschen entwickeln zum Teil eine enorme Kreativität, um eine Belohnung auf dem schnellsten Weg zu erreichen. Sie bevorzugen einfache Aufgaben, und lassen komplexe, schwierigen Aufgaben beiseite. Langfristige, qualitativ anspruchsvolle Problemstellungen umgehen sie. Und meiden das Risiko. Je mehr ein Mensch an die Belohnung denkt, desto mehr Sicherheit will er. Hochkreativ auch solcher Art, dass Menschen, um die Belohnung zu erhalten, Ergebnisse manipulieren, zu offenkundig unmoralischen oder sogar illegalen Mitteln greifen. Quelle: „Die Entscheidung liegt bei dir!“ von Reinhard K. Sprenger
Von Hans Klumbies