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Das Unbewusste sollte mit Respekt behandelt werden

Der berühmte amerikanische Schriftsteller Norman Mailer hielt sein Unbewusstes für einen vollwertigen Partner bei seinen schriftstellerischen Projekten. Er sah in ihm einen Gefährten, der es verdiente, mit Respekt behandelt zu werden. John Bargh weiß: „Er war der festen Überzeugung, dass er eine verlässliche, vertrauensvollen Beziehung zu den verborgenen Sphären seines Geistes eingehen musste.“ Das Unbewusste erkennt die wichtigen Ziele eines Menschen daran, wie oft er bewusst an sie denkt und wie viel Zeit und Mühe er für sie aufwendet. Die persönlichen Werte, Gefühle und Entscheidungen werden dann vor allem bei wichtigen Zielen so zurechtgebogen, wie es zur Erreichung dieser Ziele am dienlichsten ist. Das hat zur Folge, dass sich die eigenen Ansichten und Einstellungen in einigen Punkten radikal ändern können. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

Der Geist arbeitet an der Zukunft eines Menschen

Hinter den Kulissen arbeiten die Menschen unbewusst an ihren wichtigsten Zielen. Sie nutzen die Auszeiten am Tag, in denen das Bewusstsein mit keiner anderen Aufgabe beschäftigt ist, und diejenigen nachts, während sie schlafen. Wie ein Wachposten halten sie stets aufmerksam Ausschau nach Informationen, die für dieses Ziel relevant sind, und registrieren potenziell nützliche Ereignisse und Objekte. Diese würden sie sonst vielleicht übersehen. Und sie versuchen, Antworten zu finden, die sich beim bewussten Nachdenken einfach nicht einstellen wollen.

Unterhalb der bewussten Wahrnehmung arbeitet der Geist fortwährend an der Zukunft eines Menschen. Tatsächlich haben die Neurowissenschaften gezeigt, dass dies der Standardmodus des Geistes ist. Wenn nichts anderes geschieht, verbringt er damit seine Zeit. John Bargh erläutert: „Er arbeitet an wichtigen Problemen, die in der Vergangenheit oder der Gegenwart noch nicht gelöst worden sind, aber gelöst werden müssen. Er führt uns auf jede erdenkliche Weise in eine Zukunft, in der wir unsere wichtigen Ziele erreichen, unseren wichtigen Bedürfnisse gestillt und unsere wichtigsten Probleme behoben haben.“

Die Kreativität lebt von unbewussten spontanen Einfällen

In Phasen des unbewussten Denkens gelingt es Menschen besser, viele verschiedene relevante Merkmale und Informationselemente zu kombinieren und zu integrieren. Und bei den ersten Untersuchungen der Kreativität, der menschlichen Fähigkeit, unkonventionelle Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme und Dilemmata zu finden, hat sich folgendes herausgestellt. Solche Lösungen bringen Menschen oftmals durch unbewusste spontane Einfälle oder Aha-Erlebnisse hervor, die dann in vollständiger Form ans Bewusstsein übermittelt werden.

Viele Menschen kleben zu sehr am üblichen Verwendungszweck eines Objekts, sodass ihnen andere, kreativere Einsatzmöglichkeiten entgehen. Dies geschieht besonders, wenn sie unter Zeitdruck stehen oder im Stress sind. Der amerikanische Psychologe Norman Maier fand heraus, dass unbewusste Mechanismen bei der Problemlösung im Vergleich zum bewussten Denken weniger durch einen Aufmerksamkeitsfokus eingeschränkt sind. Deshalb ermöglichen sie manchmal neuartige Lösungen, wo dies dem bewussten logischen Denken nicht gelingt. Quelle: „Vor dem Denken“ von John Bargh

Von Hans Klumbies

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