David Schnarch findet den Ehebruch in jeder Kultur vor
Während bei vielen Tieren ein Harem die Norm ist, gehen Menschen in der Regel eine feste Partnerschaft ein. Bei einer Untersuchung, die 250 Gesellschaften einschloss, fanden Forscher heraus, dass alle heute bekannten menschlichen Gesellschaften in der Praxis monogam sind. Trotz gesellschaftlicher Regeln, Moralvorschriften und der Fähigkeit des Menschen, die emotionalen und sozialen Folgen seines Handelns vorherzusehen, existiert gemäß David Schnarch keine Kultur, in der Ehebruch unbekannt ist. Er zitiert Alfred Kinsey, der schon in den 1940er Jahren feststellte, dass mehr als ein Drittel einer Stichprobe von 6.000 verheirateten Männern außereheliche Beziehungen hatten. Alfred Kinsey vermutete, dass sogar fast die Hälfte der Probanden Ehebruch begehen würden.
Erst die Kunst der Täuschung ermöglicht eine heimliche Affäre
Alfred Kinsey stellte damals bei seinen Untersuchungen auch fest, dass 25 Prozent der Frauen eine außereheliche Affäre gehabt hatten, bevor sie ihren 40. Geburtstag feierten. David Schnarch zitiert noch einmal Alfred Kinsey: „Von diesen hatten 41 Prozent eine einzige Affäre gehabt, 40 Prozent zwei bis fünf Affären und 19 Prozent sogar mehr als fünf.“ In den 1970er Jahren führte die Zeitschrift „Psychology Today“ eine Untersuchung durch, bei der herauskam, dass 40 Prozent der Ehemänner und 36 Prozent der Ehefrauen eine außereheliche Affäre hatten oder gehabt hatten.
Obwohl die Zahlen vermuten lassen, dass Männer öfter als Frauen Ehebruch begehen, belegen Schätzungen aus Kulturen auf der ganzen Welt, dass Frauen ebenso häufig außereheliche Beziehungen haben wie Männer. Die Bindung an einen einzigen Partner ist für David Schnarch allerdings offenbar ein fester Bestandteil der evolutionären Paarbindungsstrategie des Menschen. Um eine Affäre haben zu können, muss ein Mensch seiner Meinung nach die Kunst der Täuschung beherrschen, das heißt, er muss in den Geist anderer Personen falsche Überzeugungen einpflanzen können. David Schnarch erklärt: „Die Fähigkeit, den Geist anderer zu spiegeln, macht heimliche Affären erst möglich.“
Von Hans Klumbies