Der Verstand löst Gefühle aus
Verstand und Gefühl sind keine Gegensätze. Ununterbrochen löst der Verstand mithilfe von Gedanken Gefühle in allen Menschen aus, ohne dass sie dies immer bewusst beobachten. Heinz-Peter Röhr erläutert: „Jeder spricht in Gedanken unablässig mit sich selbst, und so wie man mit sich selbst redet, gestalten sich Gefühle.“ Wer sich in einem depressiven Gedankenkarussell bewegt, hat unweigerlich Gefühle, die ihn herunterziehen. Seine Gefühle, seine Stimmung hellt sich allmählich auf, wenn er intensiv an ein freudiges Ereignis denkt. Im Vorfeld einer depressiven Erkrankung beschäftigen Betroffene extrem negative Gedanken. Das Gedankenkarussell lässt sich nicht mehr stoppen. Es ist auch hier wieder der Kontrollverlust, der darauf aufmerksam macht, dass etwas verkehrt läuft. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.
Ein Lächeln hellt die Stimmung auf
Gefühle lassen sich nur verändern, wenn man den Blickwinkel verändert. Dies ist der Kern der Kognitiven Psychotherapie. Selbstverständlich ist auch der Körper beteiligt, denn er ist der Ort, in dem Gefühle empfunden werden. Starke Gefühle, so sagt man, spürt man bis in die Haarwurzeln. So kann Angst beispielsweise tatsächlich eine Gänsehaut erzeugen oder buchstäblich „die Haare zu Berge stehen lassen“. Wer mit einem richtig breiten Grinsen lacht, wird gleichzeitig keinerlei negative Gedanken bilden können.
Die Konsequenz aus dieser Tatsache sollte sein, dass man sich so oft wie möglich ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Dies führt unweigerlich zu einer Aufhellung der Stimmung. Heinz-Peter Röhr erklärt: „Sie werden optimistischer, weniger negativ und insgesamt zufriedener sein. Wenn das Grinsen eine längere Zeit aufrechterhalten bleibt, produziert das Gehirn Endorphine, Glückshormone.“ Man sollte sich immer wieder daran erinnern und dem emotionalen Gehirn helfen, positive Mechanismen zu erkennen.
Gefühle sind flüchtig
Dieses Training ist lohnend, weil es systematisch zu einem besseren Lebensgefühl führt. Dieses Beispiel zeigt, dass man auch über den Körper zu besseren Gefühlen gelangen kann. Sicher ist, dass Menschen, die häufig lachen, glücklicher sind. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Gefühle flüchtig sind und maximal 20 bis 40 Sekunden andauern. Dies wurde in neurowissenschaftlichen Experimenten nachgewiesen. Spontaner Ärger zum Beispiel setzt chemische Botenstoffe in Bewegung und baut eine minimale elektrische Spannung auf.
Der Körper kann dies jedoch nur kurze Zeit aufrechterhalten. Nur bei weiterer „Befeuerung“ bleibt der Ärger erhalten. Dies geschieht in Form von Gedanken, etwa: „Das lasse ich mir nicht bieten; unmöglich, wie ich hier behandelt werde …“ Aus diesen Vorgängen kann man ableiten, dass man Ärger mit seinen Gedanken selbst erzeugt. Fast jeder erlebt dies zunächst anders. Man glaubt, dass die Umstände oder andere Personen den Ärger verursachen: „Diese Sache/Person hat mich so wütend gemacht!“ Quelle: „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ von Heinz-Peter Röhr
Von Hans Klumbies