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Die Erziehung benötigt Regeln

Rüdiger Maas erläutert: „Sozialisation beschreibt die Einpassung eines Menschen in die Gesellschaft, in die gesellschaftlichen Werte, Normen und Verhaltensweisen.“ Regeln in der Erziehung erleichtern Kinder später einmal den Weg durch die verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen. Regeln sind aber auch wichtig für den Selbstschutz. Wenn Kinder die Erfahrung machen, dass ihnen nicht permanent alle Wünsche wie auf Knopfdruck erfüllt werden, lernen sie, Bedürfnisse zu verschieben und ihre eigenen Impulse zu kontrollieren. Impulskontrolle ist wichtig, um sich nicht spontan einer Aktion oder Handlung hinzugeben, die man vielleicht im Nachhinein bereuen würde oder mit der man anderen Menschen Schaden zufügt. Lernt ein Kind das, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es einfach mal „draufhaut“, wenn ihm etwas nicht passt. Rüdiger Maas studierte in Deutschland und Japan Psychologie. Er ist Gründer und Leiter eines Instituts für Generationenforschung.

Eltern sind ganz einfach manchmal unsicher

Oder größer gedacht: dass das Kind zum Mitläufer wird. Oder dass es ständig danach strebt, immer mehr zu bekommen, nämlich eben all das, nach dem ihm der Kopf steht. Rüdiger Maas betont: „Durch das Versagen von Wünschen können Kinder Strukturen um sich herum aufbauen, die sowohl sie selbst als auch andere Personen schützen als auch den Sozialisationsprozess in die Gesellschaft für das Kind erleichtern.“ Das heißt mitnichten, dass die heutige Elterngeneration keine Grenzen setzen würde. Viele Eltern tun das auch.

Einige machen dies jedoch an der falschen Stelle, zum falschen Zeitpunkt, wie viele Pädagogen berichten. Rüdiger Maas nennt ein Beispiel: „Ein Kind bekam beispielsweise Ärger von der eigenen Mutter, als es einem anderen Kind den Leberkäse weggegessen hatte. Aber nicht, weil es damit dem anderen Kind Unrecht getan hatte, sondern weil die Mutter meinte, das Kind vertrage keinen Leberkäse.“ Wie kann ein solches Verhalten zustande kommen? Eltern sind ganz einfach manchmal unsicher.

Kinder sind keine Freunde oder Ersatzpartner

Diese Eltern gehen Konflikten meist aus dem Weg und sind geradezu hilflos, wenn es darauf ankommt, Grenzen in der Beziehung zu setzen. Rüdiger Maas erklärt: „Meiner Meinung nach hat das viel mit der Beschleunigung der gesellschaftlichen Entwicklung im Zusammenhang mit dem Siegeszug des Internets zu tun.“ Für jede Handlung gibt es mittlerweile eine Alternative. Überauswahl macht aber nicht zufriedener, sondern verunsichert die Betreffenden in der Entscheidungsfindung.

Einige Pädagogen und Kindertherapeuten fordern, die natürliche Hierarchie zwischen Eltern und ihren Kindern wiederherzustellen, und warnen davor, Kinder wie Freude oder Ersatzpartner zu behandeln. In vielen Fällen lässt sich nicht nur eine Erziehung auf Augenhöhe beobachten, sondern eine Steigerung dessen. Rüdiger Maas stellt fest: „Viele Erzieher berichten, dass die Eltern ihren Kindern hinterhereifern. Sie wollen wie ihre Kinder sein und empfinden ihre Kinder sogar als Vorbilder.“ Quelle: „Generation lebensunfähig“ von Rüdiger Maas

Von Hans Klumbies

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