Die Midlife-Crisis führt zur Egozentrierung
Es gibt verschiedene heikle Phasen im Leben, in denen die Menschen erheblich selbstbezogener sind als sonst. Ein Höhepunkt der Egozentrierung ist neben der Pubertät sicherlich die Midlife-Crisis. Werner Bartens erklärt: „Man kreist nur noch um sich, um die nachlassende Spannkraft, fehlende Energie und weniger Leistungsfähigkeit.“ Und nur mühsam stellt sich die Erkenntnis ein, dass es fortan nicht nur körperlich, sondern auch beruflich nicht zwangsläufig weiter aufwärtsgeht und manche Möglichkeiten im Leben unwiderruflich vorbei sind. Wer damit hadert, findet wenig Muße, sich auch noch in das Seelenleben anderer einzufühlen. Werner Bartens rät, dieses Selbstmitleid auf keinen Fall zu kultivieren. Denn nach einer Krise geht es in der Regel auch wieder aufwärts. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.
Die Lebenszufriedenheit nimmt einen U-förmigen Verlauf
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass spätestens in den Fünfzigern wieder ein Aufschwung beginnt. Und mit 60 Jahren ist die Lebenszufriedenheit oft wieder ähnlich so groß wie bei den 25- oder 30-Jährigen, sofern die Gesundheit nicht beeinträchtigt ist. Über diese Aussichten können sich allerdings nur jene Menschen freuen, die im wohlhabenden Teil der Erde leben. Wer dagegen in Ländern der sogenannten Dritten Welt lebt, wird mit zunehmenden Alter immer unglücklicher. Denn in diesen Weltregionen nimmt mit dem Alter auch die Armut stark zu.
Studien beschreiben für die westlichen Länder einen U-förmigen Verlauf der Lebenszufriedenheit, mit dem Tiefpunkt im Alter zwischen 45 und 54 Jahren. Der schottische Ökonom Angus Deaton erläutert: „In dieser Periode werden meist die höchsten Gehälter gezahlt, es ist oft die produktivste Arbeitsphase, und die Leute wollen viel schaffen und verdienen. Allerdings geht das oft auf Kosten des Wohlbefindens und der Gesundheit – man will für später vorsorgen und ein Polster anlegen und vergisst darüber die Gegenwart.“
In der „Plateauphase“ nehmen Schlafstörungen zu
Zudem stellen sich in der heiklen Lebensphase zwischen 40 und 50 oft ein paar schmerzliche Erkenntnisse ein, die sich einfach nicht wegdiskutieren lassen: Für den Start einer Karriere ist es oft schon zu spät, und im gewohnten Beruf sind die Grenzen erreicht oder eng abgesteckt. Der Traumpartner ist längst vergeben und die Glut der eigenen Beziehung erkaltet. Die Knochen knirschen, das Kreuz schmerzt, immer zwickt und zwackt es irgendwo. Und dann muss auch noch die Lesebrille her.
Ärzte und Therapeuten kennen die Probleme von Menschen, die das ernüchternde Gefühl haben, dass sie zwar manche Ziele erreicht haben, es von nun aber nicht mehr weiter nach oben gehen kann. Werner Bartens stellt fest: „In der „Plateauphase“ nehmen Schlafstörungen, Grübeleien, Freudlosigkeit und innere Abstumpfung zu, die Leistungskraft lässt nach. Häufig klagen Menschen in dieser Zeit über unklare Kopf- oder Rückenschmerzen und rennen von Arzt zu Arzt.“ Allerdings geht nach einigen Jahren die Stimmungskurve wieder nach oben und eine gewisse Gelassenheit stellt sich ein. Quelle: „Empathie“ von Werner Bartens
Von Hans Klumbies