Allgemein 

Ein Intelligenztest misst die Intelligenz

Anschauen allein reicht in der Regel nicht aus, um ein seriöses Urteil über die Intelligenz eines Menschen abgeben zu können. Was nicht heißt, dass man nicht gelegentlich versucht ist, genau das zu tun. Jakob Pietschnig weiß: „Für die Erfassung von Intelligenz braucht es mehr als ein einzelnes Ereignis. Ideal wäre eine Auswahl von vielen verschiedenen relevanten Verhaltensweisen von ein und derselben Person, um ihren Grad an Intelligenz feststellen zu können.“ Das ist natürlich aufwendig und in den meisten Fällen praktisch unmöglich. Man kann einzelnen Personen nicht monatelang folgen. Weitaus realistischer ist es da schon, eine möglichst repräsentative Auswahl an Szenarien und Fragen zu erarbeiten. Man legt sie jemandem zu einem gewissen Zeitpunkt vor und fordert angemessen beurteilbare Antworten ein. Es handelt sich dabei um einen Intelligenztest. Jakob Pietschnig lehrt Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik an der Universität Wien.

Testvorbereitungen trainieren nicht die Intelligenz

Rätsel lösen, Hintergründe aufdecken – das alles will der Detektiv in einem Menschen. Jakob Pietschnig stellt fügt hinzu: „Diese detektivische Lust mach tauch vor dem Intelligenztest nicht halt und ruft die „Testknacker“ auf den Plan. Ganze Bücher erklären, wie man bei diesen Tests besser abschneidet. Kurz gesagt, man kann Fähigkeitstests austricksen. Allerdings funktioniert das nur in eine Richtung.“ Es wird nicht gelingen, sich besser darzustellen, als man ist, außer man schummelt richtig.

„Faking good“ ist bei Leistungstests also in der Regel nicht möglich – bei Selbstberichtfragebogen geht das jedoch sehr gut. „Faking bad“, sich schlechter darzustellen, als man ist, funktioniert hingegen sehr wohl. Man kann sich natürlich gezielt auf einen Test vorbereiten, soweit man sich darüber schlaumacht, was genau erwartet wird. Aber damit trainiert man nicht seine Intelligenz, sondern die Fähigkeit, einen bestimmten Aufgabentyp zu lösen.

Ein Abscheiden über den tatsächlichen Fähigkeiten ist sinnlos

Dennoch lässt sich in gewissen Fällen durch das Training trotzdem Kapital schlagen. Für große formalisierte Aufnahmetests wie für das Medizinstudium beispielsweise gibt es sogar Vorbereitungskurse. In denen kann man sich gezielt auf bestimmte Aufgabentypen aus Fähigkeitstest vorbereiten. Aber was bringt es eigentlich, ein besseres Ergebnis zu ertrainieren oder zu erschummeln? Warum will man überhaupt besser abschneiden, als man eigentlich ist? Rational betrachtet ist ein Abschneiden über den tatsächlichen Fähigkeiten sinnlos.

Jakob Pietschnig erklärt: „Wenn man etwa bei einer Bewerbung vorgibt, etwas zu können, das man nicht kann, ist das für das eigene berufliche Weiterkommen ungünstig. Man braucht ja genau diese geforderte Fähigkeit.“ Muss man in weiterer Folge tagtäglich Aufgaben ausüben, welche die eigenen Fähigkeiten übersteigen, wird man in dem Beruf wohl auch nicht glücklich werden. Auch abseits von Tricks haben es Testpersonen nicht leicht. Typischerweise sind die Aufgaben in Intelligenztests der Schwierigkeit nach geordnet. Quelle: „Intelligenz“ von Jakob Pietschnig

Von Hans Klumbies

Related posts

Leave a Comment