Eine Diagnose darf keine Waffe sein
Wahnsinn finden Psychiater bei bestimmten Krankheiten. Die Öffentlichkeit spricht aber viel häufiger vom „ganz normalen Wahnsinn“. Sie meint damit keine Krankheiten, sondern die flächendeckenden Merkwürdigkeiten, von denen die Massenmedien pausenlos berichten. Manfred Lütz stellt fest: „Die Folgen dieses ganz normalen Wahnsinns sind erheblich desaströser als die harmlosen Spinnereien eines Schizophrenen aus dem Nachbarhaus.“ Das wirkliche Problem sind daher die sogenannten Normalen. Donald Trump ist natürlich ein krankhafter Narzisst. Mit dieser Diagnose warteten eine Reihe amerikanischer Psychotherapeuten auf. Sie alle hatten ihn jedoch nicht untersucht und ganz sicher auch nicht gewählt. Hier wurde eine Diagnose als Waffe gegen einen Menschen benutzt, den man aus vielen Gründen nicht mag. Doch dazu sind Diagnosen nicht da. Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz ist Psychiater, Psychotherapeut, Kabarettist und Theologe.
Ein Narzisst braucht den permanenten Beifall
Ein pathologischer Narzisst ist in der Regel jemand, der über ganz wenig gesundes Selbstbewusstsein verfügt. Deshalb braucht er den permanenten Beifall seiner Umgebung, ein Beifall, der ihm aber nie wirklich reicht. Irgendwann machen das die Freude nicht mehr mit, der Patient vereinsamt oder der Erfolg bleibt aus. Dann fällt dieser bemitleidenswerte Mensch in ein Loch, leidet schwer und muss zum Psychotherapeuten. In manchmal jahrelangem Bemühen kann es durch Behandlung gelingen, dass dieser Mensch sein unglaublich nerviges Verhalten ändert.
Ist dies der Fall, findet er wieder Kontakte und kann auf diese Weise endlich ein zufriedenstellendes Leben führen. Doch all das trifft laut Manfred Lütz auf Donald Trump nicht zu. Dass er erfolglos ist, kann man im Ernst nicht behaupten. Und Freude hat er mehr als genug, auch wenn man selber nicht gerne dazugehören würde. Jedenfalls sind Millionen Amerikaner seine Anhänger. Er wurde legal zum Präsidenten des mächtigsten Landes der Erde gewählt. Und gestandene amerikanische Senatoren sind sich nicht zu schade, seine Eskapaden öffentlich und feierlich für völlig normal zu erklären.
Gewissenlosigkeit kann man lernen
Donald Trump ist für Manfred Lütz mithin alles andere als krank. Vielmehr ist er ein zutiefst unmoralischer Mensch und das ist viel schlimmer. Denn so etwas kann man nicht therapieren. Wie kann man nur so werden? Es ist nämlich nicht ganz einfach, einem Menschen die Moral gründlich auszutreiben. Doch leider ist das immer wieder gelungen, mit zum Teil fürchterlichen Folgen. Das Erschütternde an den Massenverbrechen der Diktaturen des 20. Jahrhunderts ist vor allem eine Tatsache.
Nämlich, dass man immer genügend Menschen fand, die ihr Gewissen so weit zum Schweigen bringen konnten, dass sie zu jedem Verbrechen bereit waren. Gewissenlosigkeit kann man lernen. Donald Trump hat schon ganz früh von seinem Vater gelernt, das Wichtigste im Leben sei: Erfolg, viel Geld und Der-Größte-Sein. Und um das zu erreichen, darf man buchstäblich alles tun. Das ist nichts anderes als Gewissenlosigkeit als Lebensprinzip. Quelle: „Neue Irre!“ von Manfred Lütz
Von Hans Klumbies