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Emotionen unterscheiden sich von Gefühlen

Eine eindeutige Definition für eine Emotion oder ein Gefühl gibt es laut Ina Schmidt nicht. Einigen können sich Denker und Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen auf eine begriffliche Abgrenzung zwischen Emotionen und Gefühlen. Ina Schmidt erläutert: „Emotionen werden in diesem Sinn verstanden als die unmittelbaren und körperlich spürbaren Reaktionen auf eine bestimmte Situation – Trauer, Angst, Freude –, während Gefühle eher eine grundsätzliche Form des Empfindens bezeichnen, eine Art Hintergrundgefühl.“ Gefühle beschreiben in dieser Unterscheidung eher lang anhaltende sinnlich erlebbare Zustände, wie Liebe, Vertrauen oder Heimweh, die nicht direkt als Reaktion mit einem körperlichen Signal verbunden sein müssen, sondern sich als Grundgefühl äußern, wenn man zum Beispiel von Zufriedenheit, Wohlbefinden, Traurigkeit oder Sehnsucht spricht. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.

Eine direkte Emotion führt zu körperlichen Veränderungen

Eine direkte Emotion wie Wut oder Freude wird hingegen oft von klaren körperlichen Veränderungen begleitet: Herzklopfen, Magenschmerzen, Schweißausbrüche oder ähnliches. Ina Schmidt stellt fest: „Sowohl emotionale Reaktionen als auch lang andauernde Hintergrundgefühle entstehen nicht zufällig, sondern aufgrund verinnerlichter Erlebnisse, Prägungen, Gedankenwelten, die wieder aufleben und von uns als körperliche Signale erlebt werden.“

Ganz in diesem Sinne kann man sein Verantwortungsgefühl entweder als emotionale Reaktion erleben oder als eine Form des Hintergrundgefühls entwickeln, das aber immer wieder in reflektierter Form im Handeln eines Menschen zum Ausdruck kommt. Ina Schmidt fügt hinzu: „Mit anderen Worten: Es gibt die Möglichkeit, Verantwortung als Hinwendung zur Welt und dem, was sich in ihr ereignet, zu spüren, um sich dann zu entscheiden, welche Rolle und Ausprägung dieses Empfinden in Bezug auf die eigenen Handlungen haben darf.“

Verantwortung ist eine soziale Emotion

Ina Schmidt betont: „Wir können unser Verantwortungsgefühl also verkümmern oder daraus eine Kraft werden lassen, die wir in moralischen Fragen und der eigenen Werteorientierung für grundlegend erklären.“ Daher spricht Ina Schmidt von Verantwortung als einer sozialen Emotion, die man direkt und sehr plötzlich erleben kann. Diese kann sich dann aber zu einem eben gefühlten Hintergrund entwickeln, auf das man sich auch kollektiv berufen kann. Diese Begründung ist im wahrsten Sinne immer in Beziehung zu dem Anspruch einer gewollten ethischen Wirksamkeit zu denken.

Diese ist eben nicht selbstverständlich und auch nicht für jeden gleich zu denken beziehungsweise zu fühlen sein kann. Ina Schmidt erklärt: „Verantwortliches Handeln beschreibt also eine relationale Funktion in einem begründbaren sozialen Miteinander, das auf einer gemeinschaftlichen und sinnlich erlebbaren Reaktion oder Haltung beruht, die uns mit der Welt, den Menschen und Dingen darin in Verbindung treten lässt – ganz persönlich, aber auch als Kollektiv, als Gemeinschaft, als Gesellschaft.“ Quelle: „Die Kraft der Verantwortung“ von Ina Schmidt

Von Hans Klumbies

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