Es gibt vier Wege zu dauerhafter Macht
Eine erste Quelle dauerhafter Macht ist für Dacher Keltner die Konzentration darauf, was andere Menschen fühlen: Zu diesem Akt praktizierter Empathie gehört, die reiche Sprache emotionaler Ausdrücke im sozialen Leben einzusetzen. So durchläuft man die Interaktionen im Alltagsleben mit größerem Feingefühl und steuert letztlich auf das Ziel zu, das Gemeinwohl zu fördern. Eine zweite Quelle für den dauerhaften Erhalt der Macht ist, anderen Menschen etwas zu geben und mit ihnen zu teilen. Es gibt viele Möglichkeiten, andere zu belohnen. Eine der ältesten besteht in aufmunternden Gesten. Andere reichen vom Greifbaren wie Essen bis zum Symbolischen wie Geld oder Sozialen wie Respekt. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.
Belohnungen und Großzügigkeit sichern bleibende Macht
Solche Belohnungen zu verteilen, sichert bleibende Macht, weil die großzügigen Gaben den anderen die Möglichkeit geben, an der Macht teilzuhaben. Ein dritter Weg zu bleibender Macht besteht darin, Großzügigkeit zu beweisen. Dacher Keltner erklärt: „Indem wir sie gegenüber anderen aufbringen und würdigen, was sie tun und was sie sind, respektieren und ehren wir sie. Wir geben ihnen die beste Belohnung, die es gibt: geachtet zu werden.“ Der vierte Weg zu dauerhafter Macht ist es, Geschichten zu erzählen, die die gemeinsame Sache fördern und zu Einigkeit führen.
Geschichten zu erzählen ist Teil aller menschlichen Gesellschaften, wenn es darum geht, zu unterhalten, Wissen weiterzugeben und die starken Bindungen und das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu pflegen, die lebenswichtig sind, wenn man etwas in der Welt bewirken will. Bei jeder Interaktion hat man die Möglichkeit, Empathie zu praktizieren, zu geben, großzügig zu sein und gemeinschaftsbildende Geschichten zu erzählen. Diese Praktiken zwischen Fremden, Freunden, Arbeitskollegen, Familien und Mitbürgern sind alle dem Gemeinwohl gewidmet.
Abraham Lincoln verstand die Gedanken und Gefühle seiner Mitmenschen
Der wechselseitige Segen hebt die Lasten, die sie mit sich bringen, bei Weitem auf. Dacher Keltern erläutert: „Im Lauf der Entwicklung der Menschheit sind aus diesen sozialen Praktiken soziale Netzwerke entstanden, die durch größeres Vertrauen und bessere Wirksamkeit gekennzeichnet sind.“ Von diesen Praktiken, die zu den alltäglichen Mitteln zählen und den Menschen helfen, etwas in der Welt zu verändern, profitieren nicht nur die direkt Betroffenen, sie stellen auch eine Belohnung für die dar, die über Macht verfügen, denn sie zählen zu den befriedigendsten Erfahrungen.
Abraham Lincolns Macht wird von vielen Historikern als die dauerhafteste angesehen, die ein amerikanischer Präsident je hatte. Doris Kearns Goodwin schreibt: „Sein Denken ist zugleich praktisch und philosophisch. Er trifft alle Besucher und hört sich alles an, was sie sagen, er redet mit jedem frei und offen, liest alles, was an ihn geschrieben wird.“ Abraham Lincolns philosophisches Genie basierte darauf, die Gedanken aller anderen zu kennen. Seine bleibende Macht hatte ihre Grundlage in seinem Versuch, die Gefühle der anderen Menschen zu verstehen. Quelle: „Das Macht-Paradox“ von Dacher Keltner
Von Hans Klumbies