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Angst findet immer auf drei Ebenen statt

Ängstliche Gefühle sind ein fester und gesunder Bestandteil der menschlichen Gefühlsklaviatur. Allerdings sind sie derart unangenehm, dass die meisten Menschen sie am liebsten nie fühlen würden. Die Angst vor der Angst und die Vermeidung all der Umstände, in denen der empfindliche Alarmschaltkreis anspringen könnte, verstärkt das Problem. Franca Cerutti weiß: „Konkret gesagt: 15 bis 20 Prozent aller Menschen sind einmal in ihrem Leben von einer Angststörung betroffen, Frauen doppelt so häufig wie Männer.“ Angst findet immer auf drei Ebenen statt: Sie erfasst das Denken, beeinflusst das Verhalten und verändert das Gefühl. In ihrem Buch „Psychologie to go! Wie verrückt sind wir eigentlich?“ erklärt die Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Podcasterin Franca Cerutti, was im Körper eines Menschen bei psychischen Erkrankungen, die oft unseren Alltag erschweren, konkret passiert.

Bei Angststörungen verquicken sich blöde Missverständnisse

Alle drei Systeme stehen in Wechselwirkung zueinander. Franca Cerutti erklärt: „Beispielsweise führen beunruhigende Gedanken zu einer angespannten Körpersprache, die eine Habtachtstellung ausdrückt, und sie geben dir ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Hier steckt bereits eine gute Nachricht für dich drin: Auf allen Ebenen kannst du ansetzen, um deine Ängste zu besänftigen.“ Eigentlich handelt es sich bei allen Angststörungen um die Verquickung ganz blöder Missverständnisse.

Missverständnis 1: „Ich bin in Gefahr.“ Allzu oft verschätzen sich Menschen mit Angststörungen hinsichtlich ihrer Gefährdung und überschätzen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens bedrohlicher Situationen. Missverständnis 2: „Angst ist gefährlich“. Franca Cerutti erläutert: „Stresshormone werden ins Blut geschossen, dein Kreislauf ist maximal mobilisiert, dein Herz pumpt Blut in die Muskulatur und tut alle Dinge, die – basierend auf Missverständnis 1 – folgerichtig sind.“ Diese völlig normalen Körperreaktionen bewertet man womöglich angstvoll, als seien sie ein Zeichen dafür, dass etwas schiefläuft im eigenen Organismus.

Franca Cerutti erklärt das Phänomen der „emotionalen Beweisführung“

Wie ein Brandbeschleuniger befeuern solche negativen Gedanken natürlich die Angst. Wieder ist ein Faktencheck hilfreich: Der Körper tut gerade sein Bestes – er ist dafür gebaut und kann das. Missverständnis 3: „Wenn ich Angst empfinde, muss da auch was Ängstigendes sein.“ Franca Cerutti schreibt: „Vielleicht kennst du das Phänomen der „emotionalen Beweisführung“. Du empfindest Zorn, also glaubst du, dass du geärgert wurdest. Du bist traurig, also denkst du, dass dich jemand verletzt hat.“

Das ist jedoch keineswegs immer der Fall. Es ist stattdessen sehr wahrscheinlich, dass die Gefühle eines Menschen das Resultat seiner Bewertung von Situationen sind und nicht der Situation an sich. Franca Cerutti fügt hinzu: „Wieder ein kleiner Faktencheck: Dass dein Angstschaltkreis heiß läuft, bedeutet keineswegs, dass wirklich etwas Dramatisches vor sich geht. Angstsensitive Menschen mit einem hochempfindlichen inneren Alarm, reagieren manchmal auf sogenannte Trigger, die ihnen selbst nicht bewusst werden.“ Quelle: „Psychologie to go! von Franca Cerutti

Von Hans Klumbies

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