Gedanken und Gefühle bilden eine Einheit
Laut Reinhard K. Sprenger gibt es keinen Unterschied zwischen rationalem Erkennen und emotionalen Erfühlen. Es sind zwei Seiten einer Medaille. Deshalb kann ein Mensch seine Gefühle in Konflikten durchaus beeinflussen, indem er seine Gedanken ändert. Reinhard K. Sprenger erläutert: „Nur das Zusammenspiel von Gedanken und Gefühlen gibt Ihnen die Möglichkeit, sich in einer wandelnden Umwelt selbst als Einheit zu erleben.“ Studien haben vielfach nachgewiesen, dass die Dominanz der Gefühle im Konfliktfall zu einer gefährlichen Über-Vereinfachung des Konfliktgegenstandes führt. Man „erspart“ sich gleichsam die komplexen Zusammenhänge, kocht die Suppe auf einen simplen Punkt herunter, um ihn umso effektvoller präsentieren zu können. Das sollten man sich und seinem Konfliktpartner mit Blick auf einen weiterer gemeinsamen Weg nicht antun. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, ist einer der profiliertesten Führungsexperten Deutschlands.
Denken ohne Gegensätze ist nicht möglich
Beim Rechthaben arbeitet der Verstand in zwei Schritten. Erstens: Er öffnet die Augen und beobachtet die Welt. Genau genommen fasst er nur Teile der Welt ins Auge, was man gemeinhin „selektive Wahrnehmung“ nennt. Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Er wählt aus der Gesamtheit aller beobachtbaren Dinge jene aus, die ihm wichtig erscheinen. Deshalb nehmen wir zunächst wahr, was uns emotional entgegenkommt. Das ist ein Akt der Unterscheidung.“
Gewisse Dinge treten in den Vordergrund, andere bleiben in der Kulisse. Danach spaltet der Verstand das Ausgewählte in zwei Seiten – die Gegensätze. Denn Denken ohne Gegensätze ist nicht möglich. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Der Verstand ordnet die Welt in Oppositionen, spitzt Unterscheidungen zu Gegensätzen zu, Gegensätze zu Widersprüchen.“ Auf welche Seite des Gegensatzpaares wird er sich stellen? Natürlich auf die richtige, die gute – und hat so ein „Innen“ geschaffen.
In der „Entzweiung“ liegt der Beginn des Konflikts
Der zweite Akt dieses Prozesses ist die Bewertung. Damit hat der Verstand auch ein „Außen“ bestimmt, etwas, das weniger Geltung beanspruchen kann. Reinhard K. Sprenger formuliert es noch einmal anders: „Jeder Standpunkt, den der Verstand einnimmt, erschafft mit mechanischer Zuverlässigkeit sein eigenes Gegenteil. Weil er etwas braucht, von dem er sich absetzen kann.“ Am Beginn allen Denkens steht also die „Entzweiung“. Hier liegt der Beginn des Konflikts.
Wenn diese andere Seite in der eigenen Person selbst liegt, erlebt man das als innere Zerrissenheit. Wenn diese andere Seite von einem anderen Menschen vertreten wird, gibt man dieser Person unrecht. Und man kann sicher sein, dass es immer jemanden gibt, der genau diese andere, die von einem selbst abgewertete Seite bevorzugt. Reinhard K. Sprenger weiß: „Jeder Mensch unterscheidet nun einmal anders. Manchmal will man sich ja auch nur unterscheiden von jenen, die unterscheiden: zwischen Weißen und Schwarzen, Frauen und Männern, Hiesigen und Fremden.“ Quelle: „Magie des Konflikts“ von Reinhard K. Sprenger
Von Hans Klumbies