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Georg Milzner sucht nach einem neuen Selbst

Die Vorstellungen vom Selbst eines Menschen sind historisch gewachsen. Und genauso verändern sich auch in der Zukunft historisch. Georg Milzner beschäftigt sich mit der Frage, wie sich ein Selbst konstituieren könnte, das den Herausforderungen der Gegenwart entspricht. Die Entwicklung des Selbst hängt vor allem von den Verteilungen der Aufmerksamkeit ab. Georg Milzner weiß: „Wer von sich selbst nichts wissen will, der wird mit sich selbst auch nicht weit kommen.“ Deshalb wird es darauf ankommen, eine neue Vorstellung vom Selbst zu entwickeln. Es geht dabei um die Vorstellung von einem Selbst, das weder narzisstisch blendet noch sich funktional begrenzt. Noch darf es in Regeln ersticken oder sich in Schwärmen auflösen. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

Das Selbst ist eine integrierende Einheit

Das neue Selbst muss in der Lage sein, die archaischen Reste der Menschheit ebenso zu umfassen wie die Elemente der gegenwärtigen Kultur. Das Selbst ist ein umfassender Begriff für das, was ein Mensch ist, hat eine bedeutsame Symbolkultur hervorgebracht. Insbesondere die Analytische Psychologie C. G. Jungs hat viele Betrachtungen der Frage gewidmet, wie sich das Selbst in verschiedenen Kulturen darstellt. Die jungianischen Forscher fanden, dass man das Selbst gewöhnlich als geschlossene Struktur imaginiert.

Das überzeugt Georg Milzner unmittelbar, denn das Selbst ist ja eine integrierende Einheit. Es muss Gegensätze auswiegen und der inneren Vielfalt Platz geben. Daher sind Symbole, in denen Gegensätze versöhnt sind oder aber harmonisch geschlossene geometrische Figuren naheliegende Abbilder des Selbst. Das vermutlich bekannteste Symbol des Selbst ist das sogenannte Mandala. Allerdings ist es dem modernen Bewusstsein weitgehend entschwunden. Denn das Malen von Mandalas bedeutet nicht nur eine ästhetische Übung, sondern zugleich ein inneres Ordnen.

Die Komplexität des Selbst ist schwer zu fassen

Aber nicht nur geometrische Figuren stellen das Selbst dar. Auch Dinge, die aus der Natur stammen oder mit Prozessen der Zivilisation in Verbindung stehen, können als Symbole des Selbst gelten. So kann man sich beispielsweise das Selbst als eine Landschaft vorstellen. Möglich wäre auch das zivilisierte Bild einer Burg oder Stadt, um insbesondere den Aufgaben der Integration des Selbst symbolisch Gestalt zu geben. Dass man das Selbst oft symbolisch darstellt, liegt vermutlich daran, dass es in seiner Komplexität begrifflich schwer zu fassen ist.

Der Philosoph und Psychoanalytiker Slavoj Žižek hat einige interessante Dinge zum Selbst gesagt. Für ihn ist die Entdeckung des Selbst eine der drei großen Ereignisse der Philosophie. Das „ereignishafte Selbst“, wie er es nennt, steht in unmittelbarer Nachbarschaft etwa zur Bestimmung dessen, was wahr ist. Und damit in konträrer Position zu allem, was relativ ist oder abhängig von jeweils anderen Definitionen. Das Selbst als Ereignis zu erleben, ist hierauf aufbauend, ganz und gar eine Sache des Augenblicks. Quelle: „Wir sind überall, nur nicht bei uns“ von Georg Milzner

Von Hans Klumbies

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