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Emotionale Intelligenz ist ein Modebegriff

Es gibt ein breites Feld an Möglichkeiten, in der Interaktion mit anderen zu versagen. Heidi Kastner erklärt: „Für die Qualitäten, die in diesem Zusammenhang zum Tragen kommen, hat sich der Begriff der emotionalen Intelligenz eingebürgert.“ Dieser ist allerdings nicht unumstritten. Den Terminus führten zwei amerikanische Psychologen ein, John D. Mayer von der University of New Hampshire und Peter Salovey von der Yale University. Der Begriff schloss sich an Überlegungen an, die schon von David Wechsler aufgestellt worden waren. Schon dieser hatte von sozialer Intelligenz gesprochen, die Idee aber nicht weiterverfolgt. Einem breiten Publikum wurde das Thema durch ein Buch des Psychologen und Wissenschaftsjournalisten Daniel Goleman bekannt. Heidi Kastner ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie. Seit 2005 ist sie Chefärztin der forensischen Abteilung der Landesnervenklink Linz.

Die „emotionale Intelligenz“ fand begeisterte Anhänger

Daniel Goleman definierte die emotionale Intelligenz, die sich zu einem Schlagwort entwickelte. Manchmal im wahrsten Sinn des Wortes, wie Heidi Kastner erläutert: „Dem fehlt einfach die emotionale Intelligenz gehört zum Abschätzigsten, das man innerhalb der Grenzen der Höflichkeit über einen anderen sagen kann.“ Das Buch erschien 1995, war 18 Monate lang auf der Bestsellerliste der „New York Times“ und wurde in 40 Sprachen übersetzt. Insgesamt über fünf Millionen Exemplare wurden davon verkauft.

Man integrierte die „emotionale Intelligenz“ in den allgemeinen Sprachgebrauch. Man fragte sie in nichtssagenden Pseudo-Testverfahren von Zeitschriften ab und fand entsprechend begeisterte Anhänger. Diese hatten sich vermutlich weder mit dem Konzept Daniel Golemans noch mit der fehlenden einschlägigen Empirie auseinandergesetzt. Heidi Kastner stellt fest: „Ein typisches Beispiel für ein gar nicht so seltenes Phänomen: Manche Begriffe kommen in Mode und werden recht gerne und häufig verwendet.“

Ein Mangel an emotionaler Kompetenz ist eng mit Dummheit verbunden

Wenn man diejenigen, die sich ganz selbstverständlich ihrer bedienen, nach der genauen Bedeutung fragt, endet die schwungvolle Rede in Gestammel. Die Kritik an diesem Begriff scheint für Heidi Kastner nicht ganz unberechtigt zu sein. Das Konzept der emotionalen Intelligenz, die man vielleicht eher als emotionale Kompetenz bezeichnen sollte, passt nicht so recht zu den mühsam errungenen Definitionen der Intelligenz. Es ist daher fraglich, ob dieses Konzept überhaupt eine sinnvolle Ergänzung dazu darstellt oder nicht eher ganz andere menschliche Qualitäten beschreibt, die für sich stehen und mit den Bausteinen der Intelligenz wenig gemein haben.

Heidi Kastner weiß: „Intelligenz und emotionale Intelligenz korrelieren nur schwach, die wissenschaftliche gestaltet sich schwierig. Dass es sich bei der emotionalen Kompetenz um wesentliche Qualitäten handelt, die für das Zusammenleben von Menschen herausragende Bedeutung besitzen, wird wissenschaftlich nicht infrage gestellt, dass ein Mangel daran der Dummheit eng verbunden ist, ist alltägliche Erfahrung.“ In früheren Zeiten wären die konstituierenden Bestandteile der emotionalen Intelligenz als moralische oder theologische Fragen abgehandelt worden. Quelle: „Dummheit“ von Heidi Kastner

Von Hans Klumbies

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