Howard Gardner fordert eine Schule des tiefen Verstehens
Der Harvard-Psychologe Daniel Goleman definiert die „Emotionale Intelligenz“ wie folgt: die eigenen Emotionen kennen, Emotionen beeinflussen, Emotionen in die Tat umsetzen, Empathie und Umgang mit Beziehungen. Andreas Salcher weiß: „Wer Erfolg im Leben haben will, muss dieses emotionale Alphabet beherrschen.“ Daniel Goleman macht klar, dass formale Ausbildung und ein entsprechender Intelligenzquotient notwendig sind, um einen bestimmten Job zu bekommen. Dann aber ist die Emotionale Intelligenz die wichtigste Voraussetzung dafür, um diesen Job auch erfolgreich erfüllen zu können. Je höher ein Mensch in einer Organisation aufsteigt, desto wichtiger wird der Faktor Emotionale Intelligenz. Deshalb haben mittlerweile sechs von sieben Bewertungskriterien, nach denen Firmen neue Mitarbeiter aussuchen, im weitesten Sinn mit Emotionaler Intelligenz zu tun. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.
Emotionale Intelligenz lässt sich lernen
Es gibt eine gute Nachricht. Während der Intelligenzquotient fast nicht steigerbar ist, kann man Emotionale Intelligenz sehr wohl lernen. Sie lässt sich im Laufe des Lebens wie ein Muskel trainieren. Der amerikanische Erziehungswissenschaftler Howard Gardner möchte die Kluft zwischen dem „Lehrplan der Schule“ und den „Lernaufgaben für das Leben“ verringern. Er fordert Schulen, die den Schülern gute Gelegenheit bieten sollen, statt bloßen Fakten und Regeln eigene Erfahrungen und Einsichten zu erwerben.
Es geht Howard Gardner um eine Schule des tiefen Verstehens. Er beweist in seinem Buch „Der ungeschulte Kopf – Wie Kinder denken“, dass selbst gut ausgebildete Schüler, die hervorragende Noten aufweisen, in den Regel den Unterrichtsstoff wie gefordert wiedergeben. Sie können diesen aber in Wirklichkeit nicht anwenden. Kinder mit fotografischem Gedächtnis werden im Schulsystem sogar besonders bevorzugt. Sie können auch große Mengen von Stoff ohne großen Aufwand lernen und bis in die Fußnoten reproduzieren.
Menschen sind geradezu süchtig nach Neuem
Die meisten Kinder wollen aus eigener Motivation und Neugier lernen. Der amerikanische Hirnforscher John Gottman sagt: „Eine neue Stadt zu entdecken, eine neue Sprache zu lernen, löst ein ähnliches Gefühl aus wie die Einnahme von Kokain.“ Daher kommt auch das deutsche Wort „Neugier“. Der Botenstoff Dopamin löst im Gehirn freudige Erregung aus. Dopamin ist im Gehirn dafür verantwortlich, dass Menschen geradezu süchtig nach Neuem sind.
Manche Kinder, die sich im Kindergarten auf die Schule gefreut haben, erleben die ersten Schultage noch immer als echten Schock. Auf einmal werden Dinge von ihnen erwartet und gefordert, die für sie keinen Sinn ergeben. Zum Beispiel still sitzen, nicht miteinander reden und das Nachbeten von Vorgebeteten. Wird dann auch noch Druck ausgeübt und korrigiert der Lehrer zu viele Fehler gleich am Anfang, erzeugt das Versagensängste. Und Angst ist eine ganz schlechte Lehrmeisterin. Quelle: „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ von Andreas Salcher
Von Hans Klumbies