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Immer mehr Menschen haben diffuse Ängste um ihre Gesundheit

Schon 1988 hat der Harvard-Psychiater Arthur Barsky den Ausdruck „Gesundheits-Paradoxon“ geprägt. Er besagt folgendes: Je gesünder eine Gesellschaft wird, desto kränker fühlen sich die Menschen. Sie werden in eine Spirale von Sorgen getrieben, weil sich ihre Erwartungen an die eigene Gesundheit sich in unrealistischem Maße verschoben haben. Der Erfolg der modernen Medizin hat die Illusion verbreitet, dass man einen Anspruch auf ein Leben frei von allen Krankheitssymptomen habe. Jeder noch so harmlose Schwindelanfall wird als dramatische Abweichung vom idealen Gesundheitszustand wahrgenommen. Die Glücksforschung kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Nur sechs Prozent der Bundesbürger sind frei von Gesundheitsängsten

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen den Leidensdruck, der von verbreiteten Gesundheitsängsten ausgeht. Wie in einem Zirkelschluss erzeugen Angst und Warnung die Symptome, die dann wiederum als Basis für neue Angst und Warnungen dienen. Diese kursierenden Ängste haben Ärzte „moderne Gesundheitssorgen“ getauft – und diese sind weit verbreitet. Eine Studie hat ergeben, dass lediglich sechs Prozent der Deutschen ein gänzlich sorgenfreies Leben führen, zumindest was ihre Erwartung und Einstellung zu ihrer Gesundheit angeht.

Die meisten Menschen können die Gesundheitsrisiken nicht einschätzen

Die modernen Gesundheitsängste entzünden sich in der Regel an neuen Technologien und Umweltschäden. Dabei gilt als gefährlich, was als künstlich oder synthetisch bewertet wird. Das positive Gegenbild wird von Zerrbildern der Natur und Natürlichkeit domiisten Menschen haben allerdings kein Gefühl dafür, wie groß die Risiken sind. Elmar Brähler von der Universität Leipzig betont: „Die subjektiv empfundenen und die tatsächlichen Risiken klaffen oft weit auseinander.“

Heute wollen die Menschen für alles eine Erklärung haben. Dass gelegentliche körperliche Beschwerden durchaus normal sein können, akzeptieren die wenigsten. Genauso wenig wollen es viele Menschen wahrhaben, dass ihre Leiden auf psychosomatische Ursachen zurückzuführen sind. Ein Team um Winfried Rief hat allerdings herausgefunden, dass die Neigung zu starken Gesundheitssorgen mit dem Hang zu Depressionen, häufigen Arztbesuchen und somatischen Leiden einhergeht. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies

 

 

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