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Alle Menschen sind Sammler

In gewissem Maße sind alle Menschen Sammler. Kevin Dutton erklärt: „Die Einstellung „Man weiß nie“ in uns angelegt. Sie haben vielleicht keine große Anzahl von Dingen aus den 1980er Jahren in Ihrem Wohnzimmer oder auf der Treppe herumliegen. Aber was soll dieser kleine Papierstapel da drüben neben dem Computer auf Ihrem Schreibtisch?“ Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er dort länger bleiben, als er willkommen ist, weil man sich nicht entscheiden kann, was man damit tun soll. Wenn man normalerweise an Sammler denkt, dann haben die meisten Menschen langfingrige, schielende Einsiedler im Sinn. Doch wenn alle Menschen auf einem Spektrum angesiedelt sind, was genau trennt sie dann von ihnen? Kevin Dutton ist Forschungspsychologe an der University of Oxford und Mitglied der British Psychological Society.

Sammler sind weder verrückt noch faul

Die Antwort, die Kevin Dutton gibt, mag überraschen. Sammler sind weit davon entfernt, verrückt, faul oder beides zu sein. Vielmehr kann ihr Sammelzwang, wie die Psychologen glauben, teilweise mit einer Kategorisierungsstörung erklärt werden. Genauer gesagt, einem „zu wenig einschließenden“ Stil der Kategorisierung. Dadurch definieren die Betroffenen Kategorien enger und produzieren deswegen eine relativ große Anzahl, jedoch mit weniger Mitgliedern. Es ist für Kevin Dutton unschwer zu erkennen, wie eine solche Denkart funktionieren könnte.

Menschen mit dieser Art von Defizit finden es vielleicht schwieriger, ihre Besitztümer Kategorien zuzuordnen, wenn sie zu Hause Ordnung schaffen. Dabei entdecken sie bei ihnen weniger Gemeinsamkeiten. Als Folge davon nehmen sie bestimmte Artikel vielleicht als einzigartiger wahr, als schlechter ersetzbar, sodass es ihnen schwerer fällt, sich von ihnen zu trennen. Wenn im schlimmsten Fall jeder Haushaltsgegenstand seine eigene unabhängige Kategorie bildet, kann überhaupt kein Organisationssystem entwickelt werden.

Stereotypen sind Kategorien ohne Grenzen

Kevin Dutton erläutert: „Sammler sehen die Welt in Bruchstücken von Schwarz und Weiß, nicht in Schattierungen. Forschungen zu Zwangsstörungen scheinen diese Theorie zu bestätigen.“ Doch nicht nur ein übermäßiges Strukturieren der Welt kann für Probleme sorgen, sondern auch das Gegenteil. Nämlich wenn man zu hart und zu früh auf die Bremse tritt. Die Folgen können sogar noch schlimmer sein. Wenn Sammeln zu wenig einschließen bedeutet, dann bedeutet Stereotypisieren zu viel einschließen.

Stereotypen sind Kategorien ohne Grenzen. So denken zum Beispiel Extremisten in reinem, unverfälschtem Schwarz-Weiß. Kevin Dutton stellt fest: „Wir sind dazu geboren, zu kategorisieren und in Schubladen einzuordnen. Und so wie bei allem anderen im Leben können wir es entweder zu wenig tun oder übertreiben. Wenn wir es richtig hinkriegen, können wir Wunder vollbringen.“ Kriegt man es aber nicht hin, kann es passieren, dass man völlig unbesonnene Fehleinschätzungen vornimmt. Quelle: „Schwarz. Weiß. Denken!“ von Kevin Dutton

Von Hans Klumbies

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