Allgemein 

Die Einsamkeit ist die denkbar größte Strafe

Edmund Burke beschreibt totale Einsamkeit als den größten vorstellbaren Schmerz, weil ein Leben, das vollständig in einem solchen Zustand gelebt wird, dem eigentlichen Zweck des Lebens widerspricht. Lars Svendsen fügt hinzu: „John Locke ist eindeutig in seiner Einschätzung der Einsamkeit als einem für den Menschen naturwidrigen Zustand. Gott habe den Menschen so erschaffen, dass er mit anderen gleicher Natur in eine Gemeinschaft gezwungen wird.“ Die Einsamkeit wird als gefährlicher Zustand beschrieben, wobei die Gefühle leicht die Kontrolle über das Gemüt übernehmen können. Entsprechend schreibt David Hume: „Vollständige Einsamkeit ist vielleicht die denkbar größte Strafe, die wir erdulden können.“ Lars Frederik Händler Svendsen ist Philosoph und Professor für Philosophie an der Universität Bergen. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet.

Die Einsamkeit ist für David Hume naturwidrig

David Hume fährt fort: „Jede Lust erstirbt, wenn sie allein genossen wird, und jeder Schmerz wird grausamer und unerträglicher.“ Die Einsamkeit, die von religiösen Denkern gepriesen wird, betrachtet David Hume als direkt naturwidrig, ebenso wie das Zölibat, Fasten und anderes. Lars Svendsen stellt fest: „Es gibt evolutionäre Erklärungen der Einsamkeit, in denen hervorgehoben wird, dass wir entwickelt sind, um in Gruppen zu leben, zusammen mit anderen.“

Zweifellos gibt es gute evolutionäre Gründe dafür, in Gruppen zu leben, wie zum Beispiel, dass man besser gegen Raubtiere geschützt ist und Ressourcen teilen kann. Lars Svendsen ergänzt: „Indessen kann man auch gute evolutionäre Gründe dafür anführen, dass ein Wesen nicht einer Gruppe angehören sollte, wie zum Beispiel, dass es einfacher wäre, sich vor Raubtieren zu verstecken, dass man Ressourcen nicht teilen müsste und dass man nicht um einen Platz in der Gruppenhierarchie kämpfen müsste.“

Die Bindung an sehr wenige Menschen macht meistens den Lebenssinn aus

Hierbei ist auch zu erwähnen, dass einige Arten enger in Gruppen verbunden sind als andere. Bei den Primaten kann man zum Beispiel beobachten, dass Schimpansen in größere Ausmaß Gruppentiere sind als die Orang-Utans. Lars Svendsen erklärt: „Durch die biologische Brille betrachtet, können wir immer sagen, dass es für uns Menschen „natürlich“ ist, eine soziale Gemeinschaft zu suchen. Darauf folgt aber nicht, dass es „unnatürlich“ ist, allein sein zu wollen oder dass viel allein sein notwendigerweise negativ für einen Menschen ist.“

Das hängt davon ab, wie sich dieser Mensch dem Zustand gegenüber verhält. Lars Svendsen betont: „Für die meisten von uns macht die Bindung an sehr wenige Menschen den Großteil unseres Lebenssinns aus. Das zeigt sich auch darin, dass so viel vom Sinn des Daseins verschwunden scheint, wenn wir einen unserer Nächsten verlieren.“ Wie viel unseres Lebenssinns im Verhältnis zu den betreffenden Personen liegt, wird uns leider oft erst dann klar, wenn wir sie verloren haben. Quelle: „Philosophie der Einsamkeit“ von Lars Svendsen

Von Hans Klumbies

Related posts

Leave a Comment