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Schon Babys fokussieren sich auf Lebendiges

Ein Beweisstück für E. O. Wilsons Konzept der Biophilie hängt mit der Lebendigkeit zusammen. Lucy F. Jones weiß: „Schon in den ersten Lebenswochen lernt ein Baby, das kaum den Blick fokussieren der Farben neben Schwarz und Weiß erkennen kann, was lebendig ist und was nicht.“ E. O. Wilson argumentiert, dass Menschen schneller und stärker auf lebendige Organismen reagieren, weil alles Lebendige interessanter ist als reglose, inaktive Objekte. Menschen ziehen vor, was kompliziert ist, wächst und unvorhersehbar genug ist, um ihr Interesse zu halten. Ein Eichhörnchen zu beobachten, ist interessanter als eine Chipstüte, gleiches gilt für einen Schmetterling und einen Verkehrskegel. Lucy F. Jones ist Journalistin. Sie schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

Das Offensichtliche ist häufig von größerer Bedeutung

Eine Studie mit Neugeborenen aus dem Jahr 2008 stützt E. O. Wilsons Argumentation. Untersucht wurde, ob Babys biologische oder nicht biologische Aktivitäten bevorzugen. Gerade einmal zwei Tage alten Neugeborenen zeigt man sowohl Bilder von versprengten Punkten als auch von einer laufenden Henne. Die Babys sahen lieber die Henne an, also den „Ausdruck biologischer Bewegung“, wie die Wissenschaftler recht blumig formulierten. Sie testeten bei gerade zur Welt gekommenen Babys, ob diese intrinsische, angeborene Antennen für biologische Bewegungen hätten und diese bevorzugten, noch bevor man sie zu richtigem Lernen anleitete.

Lucy F. Jones stellt fest: „Die Ergebnisse legen nahe, dass wir evolutionär eine visuelle Wahrnehmung entwickelt haben könnten, die auf andere Säugetiere und deren Bewegungen ausgelegt ist. Und sicherlich auch auf die Mutter als Nahrungsquelle.“ Die Tatsache, dass Menschen bewegte Objekte anziehen oder Landschaften, die als angenehm oder schön empfunden werden, mag offensichtlich sein, doch E. O. Wilson schreibt: „Das Offensichtliche ist häufig von größerer Bedeutung.“

Die Natur wirkt sich auf das Wohlbefinden von Menschen aus

Eine Landschaft ist nicht einfach nur schön, weil sie schön ist, sondern weil sie eine Bedeutung hat, die weit zurück in der genetischen Vergangenheit liegt. Vielleicht ist es nicht sonderlich innovativ zu behaupten, die meisten Menschen sähen sich lieber einen Baum als einen Haufen toter Blätter an. Doch gleichzeitig sollte man bedenken, wie oft man sich heutzutage in Kästchen einpfercht und wie selten man in reichhaltige natürliche Diversität abtaucht.

Lucy F. Jones fragt: „Wenn das alles so offensichtlich ist, warum tun wir dann nicht mehr, um die lebendige, atmende, rennende, sich windende, hüpfende, tanzende, sich drehende, strahlende Welt der Natur zu beschützen?“ Tiere sind wahrscheinlich stimulierender als leblose Objekte und die Natur angenehmer anzusehen als urbane Räume. Zudem enthält sie vermutlich gesundheitsfördernde Mikrobakterien. Die Natur wirkt sich also messbar auf das Wohlbefinden, dem Verhalten und der Genesung von Menschen aus. Quelle: „Die Wurzeln des Glücks“ von Lucy F. Jones

Von Hans Klumbies

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