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Gutes tun führt häufig zur Selbstausbeutung

Wer etwas „Gutes“ tun will, landet häufig in der Zwickmühle aus Selbstausbeutung und Überlebenssicherung. Maren Urner schreibt: „Vielleicht könnte man ein Sozialunternehmen gründen, dass sich gerade so über Wasser hält. Denn eine goldene Nase lässt sich damit mit Sicherheit nicht verdienen.“ Oder im Alltag einer Arbeit nachgehen, die sich zwar nicht besonders sinnstiftend anfühlt, aber in der Lage ist, Miete, Essen und Jahresurlaub zu finanzieren. Abends und an den Wochenenden dann zum Ehrenamt, um das „Gute“ zu tun. Noch einen Schritt weiter gehen sogenannte „Effektive Altruisten“, die einen Job ausüben, der möglichst viel Geld einbringt, von dem sie dann einen bestimmten Anteil für „gute Zwecke“ spenden, um ihren Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Dr. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

Die Spezies Mensch arbeitet sehr gut zusammen

Maren Urner zeichnet hier bewusst ein plakatives, vereinfachtes Bild, da es ihr um den generellen Gedanken geht, den sicherlich jeder kennt: „Die Annahme, dass die größten Arschlöc***, den größten Erfolg haben, ist genau wie das erste Missverständnis zu Werten und Wertzuweisungen weit verbreitet. Um nicht zu sagen: omnipräsent.“ Warum? Weil wir genau wie bei der Zuweisung von Werten Strukturen in Form einer Wirtschaft und Gesellschaftsordnung geschaffen haben, die eben diesen Zusammenhang nahelegen.

Und das, obwohl die komplette Menschheitsgeschichte uns lehrt, das genau das Gegenteil der Fall ist. Warum existiert die Spezies Mensch? Maren Urner kennt die Antwort auf diese Frage: „Nicht weil unsere Vor-Vor-Vorfahren in der Savanne besonders schnell rennen konnten, nicht weil sie besonders stark oder besonders groß waren – oder besonders hinterhältig –, sondern aus einem einfachen Grund: weil sie wirklich gut darin waren, zusammenzuarbeiten.“

Ein guter Test für Führungsqualitäten sind Krisen

Wer versuchte, sich allein durchzukämpfen, ohne Rücksicht auf Verluste, war langfristig nicht erfolgreich. Maren Urner stellt fest: „Denn auch wenn mache Menschen hervorragend darin sein mögen, kurzfristig Macht an sich zu reißen und auszuüben, werden sie – einmal in entsprechender Machtposition angekommen – nicht in der Lage sein, die ihnen übertragenen Aufgaben zu erledigen und die Langzeitinteressen der Betroffen zu verfolgen.“ Mit anderen Worten: Aus evolutionstheoretischer Sicht erscheint es nur sinnvoll, dass diejenigen Macht ausüben, die das öffentliche Wohl erhalten und steigern.

Sozialwissenschaftlich-historische Studien zeigen im Übrigen genau das. Maren Urner erläutert: „Die weniger kollaborativen Machthaber hinterlassen ein geringeres Vermächtnis oder sorgen dafür, dass im Nachgang Aufräumarbeiten stattfinden müssen.“ Ein guter Test für Führungsqualitäten sind Krisen. Denn die offenbaren, wer ein „wahrer Machthaber“ ist und damit die Fähigkeit besitzt, Menschen so zu beeinflussen, dass das Wohlergehen der Betroffenen maximiert wird. Quelle: „Raus aus der ewigen Dauerkrise“ von Maren Urner

Von Hans Klumbies

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