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Jeder sollte sich mehr um sein Leben sorgen

Es gibt individuelle Faktoren der Persönlichkeit wie Resilienz, einen grundsätzlich positive Lebenseinstellung und die Fähigkeit, selbst kleinste Bereiche der Selbstbestimmung und Freude in jeder Tätigkeit zu finden. Andreas Salcher ergänzt: „Dem gegenüber stehen jene Menschen, die schon in stabilen Phasen ihres Lebens nur wenig Energie und Ambition besitzen. Die lassen sich dann durch stärkere Belastungen oder Krisen oft völlig fallen.“ Sie gehen gar nicht erst los, um einen Gipfel zu erreichen. Sie kapitulieren bereit vor dem ersten Anstieg vor der Herausforderung. Die gelebten Werte von Organisationen und Unternehmen beeinflussen massiv die Einstellung der Mitarbeiter zu ihrer Arbeit. Dr. Andreas Salcher ist Mitgebegründer der „Sir Karl-Popper-Schule“ für besonders begabte Kinder. Mit mehr als 250.000 verkauften Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs.

Stress hängt von der subjektiven Wahrnehmung ab

Erhalten Arbeitnehmer keine angemessene Rückmeldung auf ihre Arbeit oder sind sie völlig dem Diktat ihrer Vorgesetzten unterworfen, dann kann man von ihnen im besten Fall „Dienst nach Vorschrift“ erwarten. Andreas Salcher fügt hinzu: „Ihre Ideen und Energien werden sie stattdessen in ihre Freizeit und Familie stecken.“ Dennoch sorgen sich viele Menschen ständig um ihren Job, aber selten um ihr Leben. Man sollte einfach aufhören, noch mehr von den falschen Dingen zu tun.

Wer hingegen für seine Arbeit brennt, landet selten im Burn-out-Stress. Die beiden Werte Sinnerfüllung und Selbstbestimmung sind der beste Schutz gegen Burn-out. Andreas Salcher weiß: „Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Stressforschung lautet: Ob Menschen in einer bestimmten Situation Stress fühlen, hängt nicht davon ab, wie belastend dieser objektiv ist, sondern wie man ihn subjektiv wahrnimmt.“ Eine genauere Betrachtung des komplexen Burn-out-Syndroms zeigt, dass dieses sowohl durch zu viel als auch durch zu wenig Arbeit verursacht werden kann.

Ein schmaler Pfad trennt die Überforderung von der Unterforderung

Andreas Salcher stellt fest: „Zu große andauernde Belastungen führen erst zur Überforderung und dann zur Angst. Zu geringe Herausforderungen münden in Unterforderung und Langeweile. Oft ist es ein schmaler Pfad, der die Überforderung von der Unterforderung trennt.“ Menschen, die viel freie Zeit, aber keine erfüllende Aufgabe haben, leiden eher unter Bore-out als unter Burn-out. Sie wissen nichts mit sich anzufangen, spielen sich selbst und der Welt Überforderung vor, obwohl sie in Wahrheit unterfordert sind.

Der US-amerikanische Psychologe Martin E. P. Seligman hat sich in seiner Forschung intensiv mit Depression beschäftigt und gemeinsam mit Mihaly Csikszentmihalyi die Theorie der „Positiven Psychologie“ entwickelt. Andreas Salcher erläutert: „Die fünf Faktoren seines PERMA-Konzepts – die Buchstaben stehen für „Positive Emotion“, „Engagement“, „Relationships“ – positive Beziehungen –, „Meaning“ – Sinn – und „Accomplishment“ – Zielerreichung – lassen sich auch gut als Kriterien für die Sinnerfüllung in der Arbeit heranziehen.“ Quelle: „Die große Erschöpfung“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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