Narzissten erwarten Bewunderung
Beim Blick in den Spiegel sind Narzissten nicht nur von sich selbst begeistert, sie wollen auch, dass andere diese Begeisterung teilen – das Spiegelbild schaut aufs Ich! und sagt: „Die Welt soll sehen wie großartig Ich! bin und wie viel ich verdient habe!“ Mitja Back fügt hinzu: „Zum anderen verstärkt das Statusstreben die Grandiosität und den Anspruch von Narzissten: Narzissten erwarten und spürten die Bewunderung, und das füttert ihr Ego.“ Beim Blick in den Spiegel nimmt das Ich! immer auch die Rolle des jubelnden Publikums ein – es schaut auf sein Spiegelbild und sagt: „Wow, du bist etwas Besonderes und hast mehr verdient!“ Nicht nur narzisstische Promis drehten sich voller Energie in diesem Ich!-Kreis. Mitja Back ist seit 2012 Professor für Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie an der Universität Münster.
Narzissten haben mit ehrlicher Arroganz kein Problem
Alle Menschen haben zahlreiche Ziele. Manche Ziele sind kurzfristiger, beispielsweise, wenn man sein Wohnzimmer streichen will, einen Kurzurlaub oder einen schönen Abend zu zweit plant. Andere Ziele sind langfristiger, sie geben dem Leben eine Richtung. Mitja Back nennt Beispiele: „Wir möchten ein ruhiges Familienleben, Spaß und Genuss im Leben. Eine erfolgreiche Karriere, glückliche Kinder und enge Freunde.“ Aber alle Menschen wissen nur zu gut, dass sie zwar vieles wollen, aber nicht alles gleichzeitig mit voller Energie verfolgen können.
Menschen haben nur begrenzte zeitliche, körperliche und finanzielle Ressourcen. Und deswegen müssen alle – nicht nur Menschen mit einem stark ausgeprägten Ich! – immer wieder entscheiden, wie viel Energie sie in welche Ziele investieren. Mitja Back erklärt: „Narzissten haben eine gute Einsicht in ihre narzisstischen Züge und wissen, dass sie damit arrogant rüberkommen. Mit dieser ehrlichen Arroganz haben sie aber kein Problem, denn sie schadet zwar dem Zurechtkommen, aber weniger dem Vorankommen.“
Erfolgreiche Narzissten erzählen ihre Lebensgeschichte sehr gern
Das am Vorankommen orientierte Ich! äußerst sich auch in narzisstischen Tagträumen von großartigen Erfolgen, einzigartigen Erfindungen und tosendem Applaus. Und man hört es in den Lebensgeschichten vom selbst gemachten Aufstieg, die Narzissten sich selbst und anderen erzählen. Gerade erfolgreiche Narzissten erzählen diese Lebensgeschichten sehr gern. Mitja Back stellt fest: „Hierbei springen einem drei Gemeinsamkeiten ins Auge. Erstens: Die Protagonisten erzählen eine Geschichte des steilen Aufstiegs, in der sie von ganz unten kamen und ganz oben landeten.“
Die zweite Gemeinsamkeit der Ich!-Geschichten ist das früh erkannte, hell leuchtende Ziel. Narzissten berichten davon, dass sie schon immer groß gedacht haben und etwas Besonderes erreichen wollten. Mitja Back ergänzt: „Und die Ich!-Geschichten haben noch eine dritte Gemeinsamkeit. Narzissten erzählen, wie sie ihre Lebensziele ganz allein durchgesetzt haben – trotz aller Rückschläge, Widerstände und Zweifler.“ Apple-Gründer Steve Jobs sagte zum Beispiel: „Lass den Lärm der anderen Meinungen nicht deine eigene Stimme überdecken.“ Quelle: „Ich! Die Kraft des Narzissmus“ von Mitja Back
Von Hans Klumbies